2.
Das eine von diesen beiden Erfordernissen, ich meine den notwendigen Inhalt, das sind die Worte des Gebetes; die rechte Art aber, das betrifft den Zustand des Betenden. Beispielsweise beziehen sich auf den S. 10 Inhalt des Gebets die Worte: „Bittet um das Große, und das Kleine wird euch zugelegt werden1“, und: „Bittet um das Himmlische, und das Irdische wird euch zugelegt werden2“ und: „Betet für die, welche euch mißhandeln3“, und: „Bittet also den Herrn der Ernte, dass er Arbeiter hergebe zu seiner Ernte4“, und: „Betet, dass ihr nicht in Versuchung geratet5“, und: „Betet, dass eure Flucht nicht stattfinde im Winter oder am Sabbat6“, und: „Wenn ihr aber betet, sollt ihr nicht plappern7“, und andere ähnliche Stellen. Auf die rechte Art des Betens beziehen sich folgende Worte: „Ich will nun, dass die Männer beten an jedem Ort, heilige Hände aufhebend, frei von Zorn und Bedenklichkeit; ebenso auch, dass die Frauen, züchtig in Kleidung8, sich schamhaft und besonnen schmücken, nicht mit Haargeflecht oder Gold oder Perlen oder kostbarem Gewand, sondern, wie es Frauen, die sich zur Gottesfurcht bekennen, ziemt, durch gute Werke9“. Über die rechte Art zu beten belehrt auch folgende Stelle: „Wenn du nun deine Gabe zum Altar bringst und dort daran denkst, dass dein Bruder etwas gegen dich hat, so laß deine Gabe dort vor dem Altar und gehe zuerst hin und versöhne dich mit deinem Bruder, und dann komm und bringe deine Gabe dar.10“ Welch größere Gabe könnte denn von dem Vernunftwesen zu Gott emporgesandt werden als ein Gebet voll Wohlgeruch, dargebracht von einem Gewissen, das keinen übeln Geruch S. 11 von der Sünde her an sich trägt? Ferner (lehrt) die rechte Art (zu beten auch) diese Stelle: „Entziehet euch einander nicht, außer nach Vereinbarung auf einige Zeit, damit ihr euch dem Gebete widmen und dann wieder zusammen sein könnt, damit sich nicht der Satan über euch freue wegen eurer Unenthaltsamkeit11.“ Denn durch diese Dinge wird die rechte Art (des Betens) beeinträchtigt, wenn (nämlich) auch das Werk der ehelichen Geheimnisse - über die man schweigen muß - nicht ehrbar, bedächtig und ohne Leidenschaft vollbracht wird, indem die dort (in der Schrift) genannte „Vereinbarung“ das Unvereinbare der Leidenschaft beseitigt und die Unmäßigkeit vertilgt und den Satan an seiner Schadenfreude hindert. Ferner belehrt über die rechte Art des Gebets die folgende Stelle: „Wenn ihr euch zum Gebete stellt, so vergebet, wenn ihr etwas gegen jemanden habt 12.“ Auch diese Stelle bei Paulus: „Ein jeder Mann, der beim Beten oder Weissagen etwas auf dem Haupte hat, beschimpft sein Haupt; eine jede Frau aber, die beim Beten oder Weissagen das Haupt unverhüllt läßt, beschimpft ihr Haupt13“, gibt eine Anleitung zu der rechten Art des Betens.
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Vgl. Resch, Agrapha Nr. 41, und Ropes, Die Sprüche Jesu Nr. 143. ↩
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Matth. 6,33 und Joh. 3,12 ↩
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Luk. 6,28 ↩
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Matth. 9, 38. ↩
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Luk. 22,40. ↩
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Matth. 24,20. ↩
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Ebd. 6,7. ↩
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Die Hs. bietet hier und in c. IX 1 (Or. II 318, 17) ἐν καταστολῇ κοσμίως und so ist im Text zu lesen; vgl. Hautsch, Evangelienzitate (TU XXXIV) S. 7 ff., der καταστολῇ als „Anstand“ deutet. ↩
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1 Tim. 2,8-10 ↩
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Matth. 5,23.24 ↩
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1 Kor. 7,5 ↩
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Mark. 11,15 ↩
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1 Kor. 11,4.5 ↩