2.
Wer aber verstanden hat, was wohl die Schönheit der von dem „Bräutigam“, dem Worte Gottes, geliebten „Braut“ bedeutet1, nämlich der Seele, die in der Blüte überhimmlischer und überirdischer Schönheit steht, der wird sich scheuen, leibliche Schönheit von Frau oder Kind oder Mann mit demselben Namen „Schönheit“ zu ehren; denn das Fleisch, das ganz Häßlichkeit ist, begreift die wirkliche Schönheit nicht in sich. Ist doch „alles Fleisch wie Gras“, und wird doch seine „Herrlichkeit“, die in der so genannten Schönheit von Frauen und Kindern sichtbar ist, nach dem Prophetenwort mit „einer Blume“ da verglichen, wo es heißt: „Alles Fleisch ist wie Gras, und seine Herrlichkeit ist wie eine Blume des Feldes. Es verdorrt das Gras, und die Blume fällt ab; das Wort des Herrn aber bleibt bis in Ewigkeit2.“ Wer wird ferner noch „Adel“ im eigentlichen Sinne das nennen, was bei den Menschen gewöhnlich so genannt wird, wenn er den Adel der Söhne Gottes wahrgenommen hat? Wenn aber der Geist „das unerschütterliche3 Reich“ Christi4 geschaut hat, wie sollte er nicht jedes irdische Reich als keiner Beachtung wert verachten? Und wenn er das Heer der Engel und die Oberfeldherrn der Streitkräfte des Herrn unter ihnen S. 63 und die Erzengel und „Throne und Hoheiten und Herrschaften und überhimmlischen Gewalten5“, soweit sie der noch an den Körper gebundene menschliche Geist fassen kann, nach Kräften deutlich gesehen, und wenn er begriffen hat, dass er von dem Vater gleiche Ehren wie jene erlangen könne: wie sollte er da nicht, auch wenn er kraftloser wäre als ein Schatten, diese bei den unvernünftigen Leuten bewunderten Dinge als ganz nichtig und keiner Beachtung wert im Vergleich [mit jenen] verachten und alles dies, wenn es ihm gegeben wäre, übersehen, um (den Besitz) der wahren „Herrschaften“ und der göttlichen „Gewalten“ nicht zu verfehlen?
Beten muß man also, beten um die vorzüglich und wahrhaft großen und himmlischen Güter, und die Sorge um die den Hauptgütern als Begleiterscheinung folgenden Schatten Gott anheimstellen, der ja weiß, „wessen wir“ unseres vergänglichen Körpers wegen „bedürfen, bevor“ wir „es von ihm erbeten haben6.“ S. 64