4.
Mit der Stelle: „Das aber, was wir beten sollen nach Gebühr, das wissen wir nicht; aber der Geist tritt mit unaussprechlichen Seufzern Gott gegenüber (für S. 13 uns kräftig ein1“, ist die andere verwandt: „Ich werde beten mit dem Geist, ich werde aber auch beten mit dem Verstand; ich werde lobsingen mit dem Geist, ich werde (aber) auch lobsingen mit dem Verstand2.“ Denn unser Verstand kann gar nicht beten, wenn nicht vor ihm der Geist gleichsam in Hörweite von ihm3 gebetet hat, (ebenso) wie er auch den Vater in Christus nicht mit dem Saitenspiel besingen und in schönem Takt und wohllautend und im rechten Maß und harmonisch lobpreisen kann, wenn nicht „der Geist, der alle Dinge, auch die Tiefen Gottes erforscht“, vorher diesen besungen und gepriesen haben wird, dessen „Tiefen er erforscht4“ und nach seinen Kräften erfaßt hat. Einer von den Jüngern Jesu ist sich, wie ich glaube, der menschlichen Schwachheit, die der rechten Art zu beten ermangelt, bewußt geworden und hat dies besonders damals erkannt, als er den Heiland in dem Gebet zum Vater einsichtsvolle und erhabene Worte aussprechen hörte, und hat deshalb zu dem Herrn, als dieser sein Gebet „beendet hatte“, gesagt: „Herr, lehre uns beten, so wie auch Johannes seine Jünger gelehrt hat.“ Die ganze Stelle aber lautet im Zusammenhang so: „Und es geschah, als er an einem Orte war und betete, als er aufgehört hatte, da sagte einer von seinen Jüngern zu ihm: Herr, lehre uns beten, so wie auch Johannes seine Jünger beten gelehrt hat5.“ ...6 Sollte denn nun ein Mann, aufgewachsen in der Unterweisung im Gesetz und im Anhören der Worte der Propheten, dazu ein fleißiger Besucher der Synagoge, S. 14 nicht in irgendeiner Weise zu beten verstanden haben, bis er den Herrn „an einem Orte beten“ sah? Aber diese Behauptung wäre widersinnig; denn er betete nach den Bräuchen der Juden, sah aber, dass er selbst für die Lehre vom Gebet einer größeren Einsicht bedurfte. Was aber konnte denn auch „Johannes seinen Jüngern, die von Jerusalem und von dem ganzen Judäa und der Umgegend zu ihm kamen, um sich taufen zu lassen7“, über das Gebet „lehren“, wenn er nicht entsprechend dem (Wort, dass er) „mehr als ein Prophet8“ sei, manches über das Gebet (geistig) schauen durfte, was er naturgemäß nicht allen, die getauft, sondern denen, die zu der Taufe noch unterrichtet wurden, im geheimen überlieferte?
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Röm. 8,26. ↩
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1 Kor. 14,15 ↩
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Für ἐν ὐπηκόῳ schreibe ich (Or. II 302 2) nach Bentley ἐν ἐπηκοῳ, vgl. Xen. Anab. VII 6,8, Orig. c. Cels. II 72 ( Or. I 194,9) und unten c. V 5 (Or. II 310, 26f). ↩
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Vgl. 1 Kor. 2,10. ↩
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Luk. 11,1. ↩
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Die zwei Zeilen große Lücke hat vermutlich noch ein Zitat, etwa Matth. 3,5.6, enthalten, das mit „damals als“ an das vorhergehende angereiht war. ↩
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Vgl. Matth. 3,5.6. ↩
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Vgl. Matth. 11,9. ↩