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Apostolische Konstitutionen und Kanones
53. Zorn und Feindschaft soll unter Christen überhaupt nicht vorkommen.
Ihr aber, die ihr das Wesen unseres Gottes kennt und die Strenge seiner Gerichte, wie könnet ihr gegen Jemanden ein ungerechtes Urtheil sprechen, da Gott euer Urtheil sogleich weiß? Und wenn ihr gerecht gerichtet, so werdet ihr dafür gerechten Lohn empfangen, sowohl jetzt als in Zukunft; wenn aber ungerecht, so wird euch die verdiente Strafe. Wir also, Brüder, rathen euch, lieber Lob bei Gott zu suchen, als Tadel; denn Gottes Lob gibt den Menschen ewiges Leben, und sein Tadel ewigen Tod. Deßwegen seid gerechte, friedliebende Richter ohne Zorn und Feindschaft, denn „wer seinem Bruder zürnet ohne Ursache, wird des Gerichts schuldig sein.„1 Wenn es aber auch geschieht, daß die Fehler eines Menschen euch Abneigung gegen ihn einflößen, so gedenkt der Worte des Herrn: „Die Sonne gehe nicht über eurem Zorne unter!“2 und der Worte Davids: „Zürnet ihr, so sündiget nicht,„3d. h. sogleich versöhnet euch wieder, damit nicht der Zorn andauere, die Er- S. 95 innerung an das Vergehen fortbestehe und die Sünde zur Vollendung komme. Denn auf dem Pfade der Gerechtigkeit ist Leben, aber der Abweg führet zum Tode.“4 Unser Herr und Heiland Jesus Christus aber sagt im Evangelium: „Wenn du deine Gabe auf den Altar bringest und dich daselbst erinnerst, daß dein Bruder Etwas gegen dich habe, so laß' deine Gabe dort vor dem Altare und geh' zuvor hin, versöhne dich mit deinem Bruder und dann komm' und opfere deine Gabe.„5 Die Gott gebührende Gabe ist das Gebet und die Danksagung von Seite eines Jeden. Wenn du also Etwas gegen deinen Bruder hast, oder er gegen dich, so werden deine Gebete weder erhört noch deine Danksagungen angenommen wegen des zu Grunde liegenden Zornes. Ihr müsset, o Brüder, allzeit beten, und weil Gott Diejenigen nicht erhört, welche ungerechter Weise ihren Brüdern feindselig zürnen, und wenn sie auch dreimal in der Stunde beten, so müssen wir jegliche Feindschaft und niedrige Gesinnung ablegen, damit wir reinen und unbefleckten Herzens beten können. Hat ja der Herr befohlen, sogar die Feinde zu lieben, nicht aber auch Freunde zu hassen. Und der Gesetzgeber sagt: „Du sollst deinen Bruder nicht hassen in deinem Herzen, sondern offen ihn zurechtweisen, damit du keine Sünde seinethalben habest. Du sollst nicht Rache suchen noch des Unrechts deiner Mitbürger gedenken. Du sollst deinen Freund lieben wie dich selbst. Ich bin der Herr.“6 Auch David sagt: „Wenn ich denen vergolten, die mir Böses gethan, so geh' ich billig leer aus von meinen Freunden.„7 Und im Buche Deuteronomium steht geschrieben: „Den Edomiter sollst.du nicht verabscheuen, denn er ist dein Bruder, noch den Agyptier, denn du bist ein Fremdling gewesen in seinem Lande.“8 Wenn du also Christ sein willst, so folge dem Gesetze des Herrn; „löse die Bande der Bosheit, mache los die Fesseln S. 96 der Bedrückung.„9 Denn dir hat der Herr die Gewalt gegeben, dem Bruder die Sünden zu vergeben, die er gegen dich begangen hat bis siebenzigmal siebenmal, d. i. vierhundertundneunzigmal! Wie oft hast du denn deinem Bruder schon verziehen, weil du ihm nicht auch jetzt verzeihen willst? Höre auf die Worte des Propheten: „Keiner denke Böses wider seinen Nächsten in seinem Herzen, und liebet nicht, falsch zu schwören; denn all' Dieses hasse ich, spricht der Herr.“10Du aber willst erlittenes Unrecht nicht vergessen, unterhältst Feindschaft fort und fort und verfällst dem Gerichte, ladest den Zorn Gottes auf dich und verhinderst die Erhörung deines Gebetes. Selbst wenn du deinem Bruder vierhundertundneunzigmal verziehen hast, steigere zu deinem Vortheile deine Milde bis zur Güte, und wenn gleich Jener dein Beispiel nicht befolgt, so fahre trotzdem fort, aus Rücksicht auf Gott dem Nächsten zu verzeihen, damit du ein Sohn deines Vaters im Himmel bist und als Freund Gottes Erhörung deiner Gebete erlangst!
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Constitutions of the Holy Apostles
LIII. That Christians Ought Not to Be Contentious One with Another.
But you who know who our God is, and what are His judgments, how can you bear to pass an unjust judgment, since your sentence will be immediately known to God? And if you have judged righteously, you will be deemed worthy of the recompenses of righteousness, both now and hereafter; but if unrighteously, you will partake of the like. We therefore advise you, brethren, rather to deserve commendation from God than rebukes; for the commendation of God is eternal life to men, as is His rebuke everlasting death. Be ye therefore righteous judges, peacemakers, and without anger. For "he that is angry with his brother without a cause is obnoxious to the judgment."1 But if it happens that by any one's contrivance you are angry at anybody, "let not the sun go down upon your wrath;"2 for says David, "Be angry and sin not;"3 that is, be soon reconciled, lest your wrath continue so long that it turn to a settled hatred, and work sin. "For the souls of those that bear a settled hatred are to death,"4 says Solomon. But our Lord and Saviour Jesus Christ says in the Gospels: "If thou bring thy gift to the altar, and there rememberest that thy brother hath ought against thee, leave there thy gift before the altar, and go thy way; first be reconciled to thy brother, and then come and offer thy gift to God."5 Now the gift to God is every one's prayer and thanksgiving. If, therefore, thou hast anything against thy brother, or he has anything against thee, neither will thy prayers be heard, nor will thy thanksgivings be accepted, by reason of that hidden anger. But it is your duty, brethren, to pray continually. Yet, because God hears not those which are at enmity with their brethren by unjust quarrels, even though they should pray three times an hour, it is our duty to compose all our enmity and littleness of soul, that we may be able to pray with a pure and unpolluted heart. For the Lord commanded us to love even our enemies, and by no means to hate our friends. And the lawgiver says: "Thou shalt not hate any man; thou shalt not hate thy brother in thy mind. Thou shalt certainly reprove thy brother, and not incur sin on his account."6 "Thou shalt not hate an Egyptian, for thou wast a sojourner with him. Thou shalt not hate an Idumaean, for he is thy brother."7 And David says: "If I have repaid those that requited me evil."8 Wherefore, if thou wilt be a Christian, follow the law of the Lord: "Loose every band of wickedness;"9 for the Lord has given thee authority to remit those sins to thy brother which he has committed against thee as far as "seventy times seven,"10 that is, four hundred and ninety times. How oft, therefore, hast thou remitted to thy brother, that thou art unwilling to do it now, when thou also hast heard Jeremiah saying, "Do not any of you impute the wickedness of his neighbour in your hearts?"11 But thou rememberest injuries, and keepest enmity, and comest into judgment, and art suspicious of His anger, and thy prayer is hindered. Nay, if thou hast remitted to thy brother four hundred and ninety times, do thou still multiply thy acts of gentleness more, to do good for thy own sake. Although he does not do so, yet, however, do thou endeavour to forgive thy brother for God's sake, "that thou mayest be the son of thy Father which is in heaven,"12 and when thou prayest, mayest be heard as a friend of God.