15. Von der hl. Woche und dem Fasten am Mittwoch und Freitag.
Er (Christus) selbst hat uns befohlen, während dieser sechs Tage zu fasten wegen der Gottlosigkeit und des Frevels der Juden, und ermahnte uns, sie zu betrauern und wehezuklagen über ihr Verderben; denn auch er selbst hat über sie geweint,1 daß sie nicht erkannten die Zeit der Heimsuchung. Aber am vierten Tag (Mittwoch) hat er uns zu fasten befohlen zur Erinnerung an den Verrath und am Freitag zum Gedächtnisse seines Leidens. Das Fasten hat S. 166 er uns befohlen am siebenten Tag zur Zeit des Hahnenrufes zu schließen (Sonntags früh). An diesem Sabbat (vor Ostern) ist aber zu fasten, nicht etwa als müßte man (überhaupt) am Sabbat, der ja Tag des Ausruhens von der Schöpfung ist, fasten, sondern nur an jenem (Sabbat) muß man fasten, weil der Schöpfer der Welt an ihm unter der Erde war. Denn an ihrem Feste selbst haben sie den Herrn gefangen genommen, so daß jener göttliche Ausspruch sich erfüllte: „Sie stellten ihre Zeichen mitten in ihrer Festlichkeit auf und waren ohne Einsicht.„2 Man muß also über sie weinen, weil sie, als der Herr gekommen war, ihm nicht glaubten, sondern seine Lehre von sich wiesen und sich selbst des Heiles unwürdig erklärten. Ihr aber seid glücklich, denn ihr waret einst Nicht-Volk Gottes, jetzt seid ihr sein heilig Volk, frei vom Irrthum der Götzen, von Unwissenheit, von Gottlosigkeit.3 (Vordem) nicht begnadiget habt ihr jetzt durch Gehorsam eures Herzens Barmherzigkeit erlangt, denn euch, aus den Heiden, ist die Thüre des Lebens geöffnet worden; waret ihr ja einstmals Nichtgeliebte, seid aber jetzt Geliebte, ein zum Eigenthum Gottes (gehöriges) Volk, bestimmt, seine Großthaten zu verkünden, worüber der Erlöser sagte: „Ich ließ mich finden von denen, so mich nicht suchten, ward offenbar denen, so nicht nach mir fragten; ich sprach zu dem Volke, welches meinen Namen nicht angerufen hat: Hier bin ich.“4 Denn zur Zeit, da ihr ihn nicht aufgesucht habt, damals seid ihr von ihm gesucht worden, und durch euren Glauben an ihn habt ihr seiner Berufung Folge geleistet, den Wahn der Vielgötterei verlassen, zur wahren Monarchie euere Zuflucht genommen, zum allbeherrschenden Gott durch Jesus Christus, und machet voll die Zahl derer, welche gerettet werden sollen: „Zehntausendmal Zehntausend und tausendmal Tausend;„5 wie auch bei David geschrieben steht: „Fallen werden Tau- S. 167 send zu deiner Linken und Zehntausend zu deiner Rechten.“6 Der Wagen Gottes ist zehntausendfach. Tausende (sind) von Frohlockenden.„7 Zum ungläubigen Israel aber spricht der Herr: „Den ganzen Tag breitete ich meine Hände aus nach dem ungläubigen, widerspenstigen Volke, das auf einem Wege wandelt, der nicht gut ist, und unter meinen Augen mich zur Erbitterung reizt.“8