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Werke Methodius von Olympus (260-312) Convivium decem virginum

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Gastmahl oder Die Jungfräulichkeit (BKV)

I. Prozilla.

Prozilla.

Prozilla erhob sich, trat vor das Tor und sprach folgendermaßen: Liebe Arete, auch nach solch bedeutenden Reden wäre es keineswegs recht von mir zu verzagen, denn ich baue ohne Schwanken auf die Fülle und den Reichtum der Weisheit Gottes, die aus dem Vollen und im Überschwang spenden kann, wenn immer sie will. Es sagen auch die Schiffer, die das Meer befahren, der gleiche Wind wehe allen Seglern, aber der eine richte die Fahrt so, der andere anders und so sähen sie es nicht darauf ab, im gleichen Hafen zu landen; und nun faßt der Wind die einen günstig am Bug, die andern packt er quer — aber immerhin: die einen wie die andern vollenden aufs schönste ihre Fahrt. Nun also, auch der Geisteswind der Weisheit, der Heilige, Eingeborene, der aus den väterlichen Reichtümern sanft von oben niederweht, er wird uns allen den sausenden Segelwind der Erkenntnis spenden und uns helfen, frohgemut den Gang der Reden zu vollenden; nun ist es denn Zeit, daß ich zur Sache spreche. Es gibt eine einzige Art des aufrichtigen Lobens, voll der Ehrfurcht, und das ist die, ihr lieben Mädchen, wenn der Lobende für das Gelobte und das Lob einen höheren Zeugen beibringt; denn da kann man genau erkennen, daß die schönen Worte nicht aus Parteilichkeit oder Zwang oder Willkürmeinung herstammen, sondern aus der Wahrheit und dem unbestechlichen Urteil. Auch die eingehender vom Sohne Gottes künden, die Propheten und Apostel, die ihn über die andern Menschen hinaus als Gott anreden: auch sie führen ja seinen Preis nicht zurück auf ein Engelwort, sondern auf den, von dem aller Autorität und Macht abhängt; es war doch geziemend, daß der, der größer ist als alle andern, ausgenommen den Vater, auch auf das Zeugnis des einzigen, ihm an Größe Überlegenen, des Vaters, sich stütze. So S. 338 will denn auch ich das Lob der Reinheit nicht auf menschliche Willkürmeinung gründen, sondern auf den, dem wir am Herzen liegen, der das alles in seine Hand genommen, und ich will zeigen, daß er der Reinheit Gärtner ist, der Schönheit Liebhaber und ein Zeuge, ihrer würdig. Und solches kann jeder, der will, auch aus dem Hohenliede klar ersehen; da sagt Christus selbst zum Lobpreis derer, die fest bleiben in Jungfräulichkeit: „Wie eine Lilie mitten unter Dornen, so ist meine Geliebte inmitten der Mädchen“1. Mit einer Lilie vergleicht er sie wegen der reinen, wohlriechenden, süßen und heitern Holdseligkeit der Keuschheit; denn frühlingsherrlich ist die Reinheit und üppig sprießt aus ihren weißen Kelchen allzeit die Unvergänglichkeit. So schämt er sich denn nicht, seine Liebe zu ihrer vollen Schönheit zu gestehen, wenn er weiterhin sagt: „Mein Herz hast du mir geraubt, meine Schwester, meine Braut, mein Herz hast du mir geraubt mit einem Blicke deiner Augen, mit einem Ringlein deines Halsschmuckes. Denn schön sind deine Brüste und der Duft deiner Gewänder geht über alle Wohlgerüche. Honig träufeln deine Lippen, meine Braut; Honig und Milch ist unter deiner Zunge und wie der Duft des Libanon ist der Duft deiner Gewänder. Ein verschlossener Garten bist du, meine Schwester, meine Braut, ein verschlossener Garten, eine versiegelte Quelle“2. Solchen Lobgesang weiht Christus denen, die an das Ziel der Jungfrauschaft kommen und alle umfaßt er mit dem einen Worte „Braut“. Denn die Braut muß dem Bräutigam anverlobt sein und nach ihm sich nennen, muß noch makellos und unberührt geblieben sein, wie ein versiegelter Lustgarten, in dem alle Düfte himmlischen Wohlgeruches sprießen und Christus allein darf kommen und alles ernten, was da erwuchs aus körperloser Aussaat. Denn des Logos Liebe steht nach Nichtfleischlichem, da seine Natur nicht fähig ist Vergängliches aufzunehmen derart wie Hände, Gesicht, Füße; er sieht nur auf die unstoffliche und geistige Schönheit, die erfreut ihn, den Leib der Schönheit rührt er nicht an. S. 339


  1. Cant. 2,2. ↩

  2. Cant. 4,9. ↩

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The Banquet of the Ten Virgins

Chapter I.--What the True and Seemly Manner of Praising; The Father Greater Than the Son, Not in Substance, But in Order; Virginity the Lily; Faithful Souls and Virgins, the One Bride of the One Christ.

It is not lawful for me to delay, O Arete, after such discourses, seeing that I confide undoubtingly in the manifold wisdom of God, which gives richly and widely to whomsoever it wills. For sailors who have experience of the sea declare that the same wind blows on all who sail; and that different persons, managing their course differently, strive to reach different ports. Some have a fair wind; to others it blows across their course; and yet both easily accomplish their voyage. Now, in the same way, the "understanding Spirit, 1 holy, one only," 2 gently breathing down from the treasures of the Father above, giving us all the clear fair wind of knowledge, will suffice to guide the course of our words without offence. And now it is time for me to speak. This, O virgins, is the one true and seemly mode of praising, when he who praises brings forward a witness better than all those who are praised. For thence one may learn with certainty that the commendation is given not from favour, nor of necessity, nor from repute, but in accordance with truth and an unflattering judgment. And so the prophets and apostles, who spoke more fully concerning the Son of God, and assigned to Him a divinity above other men, did not refer their praises of Him to the teaching of angels, but to Him upon whom all authority and power depend. For it was fitting that He who was greater than all things after the Father, should have the Father, who alone is greater than Himself, 3 as His witness. And so I will not bring forward the praises of virginity from mere human report, but from Him who cares for us, and who has taken up the whole matter, showing that He is the husbandman of this grace, and a lover of its beauty, and a fitting witness. And this is quite clear, in the Song of Songs, 4 to any one who is willing to see it, where Christ Himself, praising those who are firmly established in virginity, says, 5 "As the lily among thorns, so is my love among the daughters;" comparing the grace of chastity to the lily, on account of its purity and fragrance, and sweetness and joyousness. For chastity is like a spring flower, always softly exhaling immortality from its white petals. Therefore He is not ashamed to confess that He loves the beauty of its prime, in the following words: 6 "Thou hast ravished my heart, my sister, my spouse; thou hast ravished my heart with one of thine eyes, with one chain of thy neck. How fair is thy love, my sister, my spouse! how much better is thy love than wine! and the smell of thine ointments than all spices! Thy lips, O my spouse, drop as the honeycomb; honey and milk are under thy tongue; and the smell of thy garments is like the smell of Lebanon. A garden enclosed is my sister, my spouse; a spring shut up, a fountain sealed."

These praises does Christ proclaim to those who have come to the boundaries of virginity, describing them all under the one name of His spouse; for the spouse must be betrothed to the Bridegroom, and called by His name. And, moreover, she must be undefiled and unpolluted, as a garden sealed, in which all the odours of the fragrance of heaven are grown, that Christ alone may come and gather them, blooming with incorporeal seeds. For the Word loves none of the things of the flesh, because He is not of such a nature as to be contented with any of the things which are corruptible, as hands, or face, or feet; but He looks upon and delights in the beauty which is immaterial and spiritual, not touching the beauty of the body.


  1. pneuma here and for wind above. ↩

  2. Literally, only begotten. Wisd. vii. 22. ↩

  3. St. John xiv. 28. ↩

  4. [That the Canticles demand allegorical interpretation, we may admit; nor can I object to our author's ideas here.] ↩

  5. Cant. ii. 2. ↩

  6. Cant. iv. 9-12. ↩

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Übersetzungen dieses Werks
Gastmahl oder Die Jungfräulichkeit (BKV)
The Banquet of the Ten Virgins
Kommentare zu diesem Werk
Einleitung zum „Gastmahl“ von Methodius von Olympus
Elucidations on the Banquet of the Ten Virgins
Note on Methodius

Inhaltsangabe

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