I. Thaleia.
Thaleia.
Da also (so weiß ich es) nahm nunmehr auch sie folgendermaßen das Wort: Theophila, in Wort und Tat, glaube ich, bist du allen voran und stehst an Weisheit keinem nach. Denn gar niemand kann deiner Rede einen Vorwurf machen und wäre er mit Leib und Seele ein Nörgler und Kritiker. Doch so richtig alles gesagt ist, eines, du Wohledle, will mich verwirren und verlegen machen; ich denke, der Geistesliebling und Mann der Weisheit, den Paulus meine ich, hätte nicht mit so wenig Grund auf Christus und die Kirche des Erstgeborenen und des Weibes eng verbundene Gemeinschaft zurückgeführt, wenn nicht die Schrift höhere Gedanken bärge S. 301 als die unmittelbaren Worte und Tatsachen dies nahelegen; denn wenn man die Schrift so ganz bloß vom Vorbild der Vereinigung von Mann und Weib nehmen darf, warum hat denn dann der Apostel, wenn er dies erwähnte und uns, wie ich denke, auf den Weg des Geistes leiten will, eine Allegorie daraus gemacht und das Verhältnis Evas und Adams auf Christus und die Kirche bezogen?“1. Denn die Stelle in der Genesis heißt so: „Und es sprach Adam: Dies ist nun Gebein von meinem Gebein und Fleisch von meinem Fleisch. Männin wird sie genannt werden, weil sie von ihrem Manne genommen ist. Darum wird der Mensch seinen Vater und seine Mutter verlassen und seinem Weibe anhangen und es werden die zwei sein ein Fleisch“2. Der Apostel nun blickt auf diesen selben Abschnitt, will ihn aber nicht mehr wörtlich, wie gesagt, im greifbaren Sinn genommen wissen von der Verbindung des Weibes und des Mannes, wie du tust. Denn du hast aus dem Worte etwas allzu Sinnliches gemacht und ließest die Schrift nur reden von Empfängnissen und Geburten, und damit Gebein von Gebein genommen und ein neuer Mensch erzeugt werde, darum kommen nach dir die Wesen zusammen und erlangen üppige Fülle nach Art der Bäume zur Fruchtzeit. Jener hingegen hat die Stelle mehr vergeistigt und auf Christus bezogen und also verkündet: „Wer seine Frau liebt, liebt sich selbst; denn noch keiner hat je sein eigenes Fleisch gehaßt, sondern er nährt es und hegt es, wie es auch Christus mit der Kirche tut, weil wir Glieder sind an seinem Leibe. Dafür wird der Mensch seinen Vater und seine Mutter verlassen und seinem Weibe anhangen und es werden die zwei sein ein Fleisch. Dieses Geheimnis ist groß: ich sage das in Hinsicht auf Christus und die Kirche“3.
