I. Domnina.
Domnina.
Über und über errötend habe Domnina schwer geatmet, sich dann erhoben zum Gebet und die Weisheit S. 378 angerufen ihr zu Hilfe zu kommen. Auf das Gebet hin aber sei ihr gleich der Mut gewachsen und eine Art göttlicher Begeisterung erfaßte sie. So sprach sie nun: Liebe Arete, auch ich will die langen Umschweife und Einleitungen lassen und mich gleich nach Kräften ans Thema selbst machen; sonst tue ich am Nebensächlichen des Guten zuviel und verwende darauf mehr Zeit als auf das, worauf ihre Besprechung hinleiten soll. Ich halte es für große Weisheit, vor der Behandlung der fraglichen Dinge nicht mit langem Hin- und Herreden die Ohren zu bannen, sondern sofort frischweg mit dem zu beginnen, warum es sich handelt. Darum will ich damit jetzt anheben; denn die Zeit drängt. Ihr jungfräulich Schönen, nichts kann den Menschen so im Edlen fördern wie die Reinheit; die Seele steuern fein und gut, sie rein waschen vom Schmutz und Sudel der Welt: die Reinheit allein tut und wirkt solches. Seit Christus uns gelehrt hat Reinheit zu üben, seit er uns ihre unübertreffliche Schönheit kund getan, seitdem ist die Königsherrschaft des Teufels dahin; vordem hat er unablässig alles gefangen und geknechtet und keiner von den Altvordern ist darum dem Herrn zum Wohlgefallen geworden, sondern alle lagen im Irrtum befangen; das Gesetz hat es gar nicht fertig gebracht die Menschheit vom Verderben zu erlösen; da löste die Jungfräulichkeit das Gesetz ab nach Christi Weisung, nun ward sie Königin über die Menschen. Die Altvordern wären gewiß nicht so oft in Kampf und Mord, in Liebesrasen und Götzendienst ausgebrochen, hätte die Gerechtigkeit, die auf Grund des Gesetzes gewirkt wurde, zum Heile genügt. So aber lagen sie damals immer wieder im Netze großer und vieler Mißgeschicke. Seit aber Christus Mensch geworden und sein Fleisch mit dem Schmuck der Jungfräulichkeit ausgerüstet hat, seitdem ist der grausame Tyrann der Unenthaltsamkeit überwunden und Friede und Glaube herrscht; nun fallen die Menschen nicht mehr so viel in Götzendienst wie früher, —
