35. Der Herr hat es vernichtet wegen seines Hochmuths.
Gezürnt hatte ich auf mein Volk, entweiht mein Erbe und gab sie in deine Hand; nicht wendetest du ihnen Mitleid zu; hast auf den Greis gelegt dein Joch gar schwer. Und du sprachest: „Ewiglich werde ich Herrin sein.“ Hast Solches nicht erwogen in deinem Herzen und gedachtest nicht deines letzten Endes. Nun aber höre Dieß, Verzärtelte und Wohnende in Zuversicht! die du sprichst in deinem Herzen: „Ich bin, und Nichts ist außer mir; nicht verwittwet werde ich sitzen und nicht kennen Kinderlosigkeit.“ — kommen wird dir dieses Beide plötzlich an Einem Tage: Kinderlosigkeit und S. 36 Wittwenschaft; vollgemessen kommt es über dich ob der Menge deiner Zaubereien und ob der Verstocktheit deiner Beschwörer, der argen. Und zuversichtlich warst du in deiner Bosheit und sprachest: „Keiner ist, der mich sähe;“— deine Weisheit und dein Wissen, sie verführten dich, und du sprachst in deinem Herzen: „Ich bin, und außer mir ist nicht ein Anderer.“ Es kommt über dich Böses, und du merkest nicht sein Aufdämmern, und überfällt dich Unheil, das du nicht zu sühnen vermagst; es kommt plötzlich über dich ein Jammer, den du nicht gewußt. Stehe zu deinen Beschwörern und zur Menge deiner Zaubereien, in denen du dich abgemühet von deiner Jugend an, ob vielleicht dir's etwas helfe, oder ob du dich zu kräftigen vermagst. Müde bist du von der Menge deiner Berathungen; es mögen sich stellen und dich retten die Himmelsdeuter, die nach den Sternen schauen und die Neumonde ausrechnen, daraus das dir Zukünftige zu künden. Sieh, sie sind wie Stoppeln; Feuer verbrennt sie, nicht retten sie ihr Leben aus der Flammen Gewalt; das sind nicht Kohlen, daran sich zu wärmen, kein Heerd, daß man sich setze an ihn. So werden dir Jene, mit denen du dich abgegeben, mit denen du verkehrt von deiner Jugend an; sie irren Jeglicher auf seinem Wege, Keiner ist dir Helfer.“1 Dieses nun weissagt dir Isaias; sehen wir, ob Johannes Ähnliches verkündigt hat.
Is. 47. ↩
