14.
Die Stelle, an der Moses gesagt hat: „Sechs Tage, an denen Gott den Himmel und die Erde schuf, S. 149 und am siebenten ruhte er von allen seinen Werken“1 deutete Simon auf die besprochene Art um und machte sich zum Gott. Wenn es also heißt, daß drei Tage vor Sonne und Mond geworden sind, so weisen (die Simonianer) auf Nus und Epinoia, d. i, Himmel und Erde, und auf die siebente unendliche Kraft hin. Diese drei Kräfte sind vor allen anderen entstanden. Wenn es heißt: „Vor allen Zeiten erzeugt er mich“2, so soll dies auf die siebente Bezug haben. Diese siebente Kraft ist eine in der unendlichen Kraft weilende Kraft, die vor allen Zeiten geworden ist; sie ist jene siebente Kraft, über die Moses sagt: „Und der Geist Gottes schwebte über dem Wasser“3, d. i. der Geist, der alles in sich hat, das Abbild der unendlichen Kraft; über sie sagt Simon: „Ein Bild aus unverderbter Form, die allein alles ordnet.“ Die Kraft nämlich, die über dem Wasser schwebt, aus unverderbter Form entstanden, ordnet allein alles. Da nun die Welt nach ihnen in dieser Weise eingerichtet worden war, „so bildete Gott den Menschen, indem er Staub von der Erde nahm“4; er bildete ihn nicht einfach, sondern zweifach „nach Bild und nach Gleichnis“5. Das Bild ist der über dem Wasser schwebende Geist, der, wenn er nicht abgebildet wird, mit der Welt zugrunde geht, da er nur als Potenz bleibt und nicht zur Wirklichkeit wird. Das bedeutet das Wort: „Auf daß wir nicht mit der Welt verdammt werden“6. Wenn er aber abgebildet wird und aus dem ungeteilten Punkt entsteht, so wird, wie es in der „Offenbarung“ geschrieben steht, das Kleine groß werden. Das Große wird in alle Ewigkeit auch unverändert sein, da es nicht mehr entsteht. Wie und auf welche Art, frägt Simon, bildet Gott den Menschen? Im Paradiese, so meint er. Es soll das Paradies der Mutterschoß sein, und, daß dies wahr ist, dürfte die Schrift lehren, wenn sie sagt: „Ich bin es, der dich im S. 150 Schoße deiner Mutter bilde“7. Nach Simon nämlich steht es so geschrieben. Moses nennt allegorisch den Mutterschoß Paradies, wenn man dem Worte glauben darf. Wenn nun Gott den Menschen im Mutterschoße bildet, d. i. im Paradiese, wie ich sagte, so muß das Paradies der Mutterschoß sein, Edem das Bauchfell, „der Fluß, der aus Edem entspringt, das Paradies zu bewässern“8, der Nabel. Dieser Nabel wird in vier Hauptströme geteilt; auf beiden Seiten des Nabels liegen zwei Arterien, Geisteskanäle, und zwei Venen, Blutkanäle. Wenn aber vom Bauchfell Edem ausgehend der Nabel dem Fötus um das Epigastrium einwächst, das man allgemein Nabel nennt..... die zwei Venen, durch die das Blut von dem Bauchfell Edem durch die sogenannten Pforten der Leber, die den Embryo nähren, fließt und getrieben wird; die Arterien, von denen wir gesagt haben, daß sie Kanäle des Geistes sind, umfassen auf beiden Seiten die Blase um die große Öffnung und vereinigen sich an der großen Arterie, an der sogenannten Aorta am Rücken, und so bewirkt der Geist, durch die Öffnungen ins Herz gelangend, die Bewegung der Embryonen. Das sich im Paradies bildende Kind nimmt weder mit dem Munde die Nahrung noch atmet es durch die Nasenlöcher ein; denn, da es von Flüssigkeiten umgeben ist, stünde ihm der Tod bevor, wenn es einatmete; es würde nämlich Flüssigkeit einsaugen und zugrunde gehen. So ist es mit einer Umhüllung umwickelt; ernährt wird es durch den Nabel und erhält durch die Arterie am Rücken, wie ich schon gesagt, die Geistessubstanz.
