29.
Dies sind die pharisäischen Ansichten. Die Sadduzäer leugnen das Fatum und erklären, daß S. 263 Gott nichts Böses vollführen oder vorausbestimmen könne; die Wahl zwischen Gutem und Bösem liege in der Hand des Menschen. Sie leugnen nicht nur die Auferstehung des Fleisches, sondern glauben auch nicht an ein Fortleben der Seele; es gebe nur ein Dasein hier, und für dieses Leben sei der Mensch geschaffen; darin werde die Lehre von der Auferstehung erfüllt, daß man beim Sterben Kinder hinterlasse; nach dem Tod sei weder Gutes noch Schlimmes zu erwarten, es trete die Auflösung der Seele und des Körpers ein und der Mensch sinke in das Nichtsein wie die übrigen Lebewesen. Wenn nun ein Mensch in seinem Leben Schlimmes verübt und nicht entdeckt wird, so ist es für ihn von Vorteil, da er der Strafe der Menschen entkommt; wenn er gute Geschäfte macht und sich großen Reichtums rühmen kann, so ist es vorteilhaft für ihn; Gott kümmert sich nicht um die Angelegenheiten der einzelnen. Die Pharisäer sind Altruisten, die Sadduzäer Egoisten. Die Lehre der Sadduzäer ist in Samaria sehr verbreitet. Auch sie halten sich an die Vorschriften des Gesetzes; sie sagen, man solle ein würdiges Leben führen und Kinder auf der Erde zurücklassen. Auf die Propheten halten sie nichts, auch nicht auf irgendwelche andere Weise, das Gesetz Mosis allein ausgenommen; sie kommentieren es aber nicht. Das sind die Anschauungen der Sadduzäer.