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Nachdem wir also die Kräfte ihrer Geheimwissenschaften kurz dargelegt und die leichte Methode, sie zu durchschauen, gezeigt haben, will ich es notgedrungen auch nicht verschweigen, wie sie nach Lösung der Siegel die Briefe mit unbeschädigten Siegeln abliefern. Sie machen Pech, Harz und Schwefel, dazu Asphalt in gleichen Teilen flüssig, machen eine Art Salbe daraus und heben sie auf. Wenn ein Brief aufzumachen ist, befeuchten sie die Zunge mit Öl und belecken mit ihr das Siegel; dann erwärmen sie jene Salbe bei mäßigem Feuer und bringen sie an das Siegel und lassen sie daran, bis sie fest wird; dann benützen sie diese Masse als Stempel. Es heißt auch, daß das Wach S. 71 selber mit Fichtenharz und zwei Teilen Mastix mit einem Teil trockenen Asphalts dieselben Dienste tue. Aber auch Schwefel allein genügt; auch mit Wasser geseihter Gips1 und Gummi; letzterer ist das wirksamste, um geschmolzenes Blei zu prägen. Ein Gemenge von etruskischem Wachs, gefärbtem Harz, Pech, Asphalt, Mastixbaumharz und Marmorstaub, alles zu gleichen Teilen gekocht, ist noch besser als die vorerwähnten Mittel und kommt dem mit Gips bereiteten gleich. So also versuchen sie die Siegel zu lösen, wenn sie den Inhalt eines Briefes erfahren wollen. Ich trug an und für sich Bedenken, diese Mittel in mein Buch aufzunehmen, da ich mir dachte, es könnte einmal ein Bösewicht dies benützen und ausprobieren. Nun aber hat mich die Sorge für viele junge Leute und ihren Schutz bewogen, es anzugeben und es zu ihrem Besten allgemein mitzuteilen. Denn wie einer es anwendet, um Böses zu erlernen, so wird sich ein anderer, der dies gelesen hat, in acht nehmen, und die Magier, diese Verderber des Lebens, werden sich schämen, ihre Kunst auszuüben. Wenn sie erfahren, daß wir diese Weisheit schon verraten haben, lassen sie sich vielleicht in ihrem sinnlosen Treiben stören. Damit aber das Siegel nicht auf diese Art gelöst werde, siegle man, indem man Schweinefett und Haare mit dem Wachse mischt.
Im Griech. Gipsblüte; vielleicht Talg? ↩
