• Home
  • Works
  • Introduction Guide Collaboration Sponsors / Collaborators Copyrights Contact Imprint
Bibliothek der Kirchenväter
Search
DE EN FR
Works Athanasius of Alexandria (295-373) Contra Gentes

Translation Hide
Gegen die Heiden (BKV)

10.

Übrigens ist dieses Verfahren nicht neu und kam auch nicht erst im römischen Senat auf, sondern war längst vorher bekannt und wurde üblich, um zu Idolen zu kommen. So wurden die bei den Griechen von jeher gefeierten Götter Zeus, Poseidon, Apollo, Hephäst, Hermes, und unter den weiblichen Hera, Demeter, Athene und Artemis auf Anordnung des bei den Griechen hochberühmten Theseus1 des Gottesnamens gewürdigt. S. 546 Diejenigen, die solche Anordnungen trafen, werden nachher als sterbliche Menschen beweint, die sie aber als Götter installierten, werden als Götter angebetet. O des großen Widerspruches und Wahnsinnes! Sie kennen den, der den Kult gebot, und ehren doch mehr die, die er zum Kult erhob. Und hätte doch ihr Götzenwahn beim männlichen Geschlechte haltgemacht und nicht auch noch auf das weibliche den Gottesnamen übertragen! Ja, sogar Frauen, die man nicht einmal zu einer gemeinsamen Beratung von öffentlichen Fragen mit ruhigem Gewissen zulassen kann, erwiesen sie die Gott schuldige Ehre und Ehrfurcht, wie denen, die, wie gesagt, von Theseus eingesetzt wurden: bei den Ägyptern der Isis, Kore2, Neotera3, und bei anderen Aphrodite. Die Namen der übrigen kann man nach meinem Urteil nicht einmal mit Anstand nennen; so ganz und gar lächerlich sind sie. Es sind nämlich viele, nicht nur in den alten Zeiten, sondern auch in unseren, die nach dem Verlust ihres Teuersten, von Brüdern, Verwandten, Frauen und Männern, die alle von der Natur als sterbliche Menschen erwiesen wurden, eben diese in ihrer großen Trauer um sie abbilden ließen, Weihegaben (für sie) ersannen und aufstellten; diesen erwiesen dann die Nachkommen wegen des Bildes und des künstlerischen Wertes göttliche Verehrung — ein ganz unnatürliches Vorgehen. Denn die die Eltern als Nichtgötter beweinten — hätten sie sie nämlich als Götter gewußt, so würden sie ja sie nicht als tot betrauert haben; deshalb also, weil sie nicht nur nicht an ihre Göttlichkeit glaubten, sondern nicht einmal an ihre Existenz, ließen sie diese im Bilde darstellen, um über ihr Nichtmehrsein durch den Anblick ihres bildlichen Abrisses sich zu trösten —, eben diesen huldigen als Göttern gleichwohl die Toren und erweisen ihnen die dem wahren Gott schuldige Ehre. Wenigstens in Ägypten wird heutzutage noch die Trauer über den Tod S. 547 des Osiris, Oros und Typhon4 und der anderen gefeiert. Und die Erze in Dodona5 und die Korybanten auf Kreta6 bezeugen heute noch, daß Zeus nicht Gott, sondern ein Mensch ist, und daß er von einem Vater gezeugt ist, der rohes Fleisch aß. Das Auffallendste aber ist, daß sogar Plato, der hochberühmte Weise der Griechen, der sich auf seine Spekulation über Gott viel zugute tat, mit Sokrates in den Piräus hinabgeht zur Anbetung der Artemis, die Menschenkunst gebildet hatte7.


  1. Theseus, der attische Nationalheros, legte durch die Vereinigung der Gemeinden Attikas zu einem Gemeinwesen den Grund zur späteren Stadt Athen. Zur Erinnerung daran führte er ein großes panegyrisches Fest ein zu Ehren der Athene, die Panathenäen. Daß Theseus auch die übrigen hier genannten Göttern zu Göttern dekretiert habe, ist eine seltsame Angabe des Athanasius, die wohl nur auf mangelndes Wissen zurückzuführen ist. ↩

  2. Kore ist die Tochter des Zeus und der Ceres, die Persephone. ↩

  3. Neotera glaubt Montfaucon ev. mit der Hebe, der Tochter des Zeus und der Hera, als der Göttin der Jugend, identifizieren zu können, oder es ist mit diesem Namen an Kleopatra erinnert, die sich als νεωτέρα Ἶσις verehren ließ (MPG XXV, CLXVII, Animadversio IV). ↩

  4. Typhon soll seinen Bruder Osiris, in einer Kiste eingeschlossen, in den Nil geworfen haben, die dann Isis nach langem Suchen bei Byblos gefunden und geborgen habe. Typhon aber machte sie ausfindig und zerstückelte den Leichnam; die Teile zerstreute er. Isis suchte sie wieder zusammen und errichtete überall, wo sie solche gefunden, ein Grabmal. Die Trauer der Isis um Osiris wurde in Mysterien in Unterägypten gefeiert. ↩

  5. Das Orakel von Dodona ist höchstwahrscheinlich das älteste Griechenlands. Die Orakelerteilung erfolgte durch eherne Becken, die, an einem Baume befestigt, in der Luft schwebten. ↩

  6. Athanasius verwechselt hier die Kureten auf Kreta mit den Kybelepriestern in Phrygien, den Korybanten. Übrigens hat schon Euripides Korybanten und Kureten vermischt. Die Kureten waren Jünglinge, welche das Geschrei des neugeborenen Zeus auf Kreta durch ihren lärmenden Waffentanz übertäubten und so sein Leben vor den Nachstellungen des Kronos, der ihn wie die anderen Kinder verzehren wollte, retteten (Lucian XXXIII, 8). ↩

  7. Respublica lib. I. ↩

Translation Hide
Against the Heathen

§10. Similar human origin of the Greek gods, by decree of Theseus. The process by which mortals became deified.

But this custom is not a new one, nor did it begin from the Roman Senate: on the contrary, it had existed previously from of old, and was formerly practised for the devising of idols. For the gods renowned from of old among the Greeks, Zeus, Poseidon, Apollo, Hephæstus, Hermes, and, among females, Hera and Demeter and Athena and Artemis, were decreed the title of gods by the order of Theseus, of whom Greek history tells us 1; and so the men who pass such decrees die like men and are mourned for, while those in whose favour they are passed are worshipped as gods. What a height of inconsistency and madness! knowing who passed the decree, they pay greater honour to those who are the subjects of it. 2. And would that their idolatrous madness had stopped short at males, and that they had not brought down the title of deity to females. For even women, whom it is not safe to admit to deliberation about public affairs, they worship and serve with the honour due to God, such as those enjoined by Theseus as above stated, and among the Egyptians 2 Isis and the Maid and the Younger one 3, and among others Aphrodite. For the names of the others I do not consider it modest even to mention, full as they are of all kind of grotesqueness. 3. For many, not only in ancient times but in our own also, having lost their beloved ones, brothers and kinsfolk and wives; and many women who had lost their husbands, all of whom nature proved to be mortal men, made representations of them and devised sacrifices, and consecrated them; while later ages, moved by the figure and the brilliancy of the artist, worshipped them as gods, thus falling into inconsistency with nature 4. For whereas their parents had mourned for them, not regarding them as gods (for had they known them to be gods they would not have lamented them as if they had perished; for this was why they represented them in an image, namely, because they not only did not think them gods, but did not believe them to exist at all, and in order that the sight of their form in the image might console them for their being no more), yet the foolish people pray to them as gods and invest them with the honour of the true God. 4. For example, in Egypt, even to this day, the death-dirge is celebrated for Osiris and Horus and Typho and the others. And the caldrons 5 at Dodona, and the Corybantes in Crete, prove that Zeus is no god but a man, and a man born of a cannibal father. And, strange to say, even Plato, the sage admired among the Greeks, with all his vaunted understanding about God, goes down with Socrates to P. 10 Peiræus 6 to worship Artemis, a figment of man’s art.


  1. This is probably a reference to the ἱερὰ ἀναγραφὴ of Euhemerus, which Christian apologists commonly took as genuine history: see §12, note 1.  ↩

  2. Cf. de la Saussaye, §51. Isis, as goddess of the earth, corresponded to Demeter; as goddess of the dead, to the Κό ρη (Persephone).  ↩

  3. The Ν εωτέρα is a puzzle. The most likely suggestion is that of Montfaucon, who refers it to Cleopatra, who νέα ῎Ισις ἐχρήματιζε (Plut.Vit. Anton.). He cites also a coin of M. Antony, on which Cleopatra is figured as θέα νεωτέρα . Several such are given by Vaillant,de Numism. Cleopatr.189. She was not the first of her name to adopt this style, see HeadHist. Num.pp. 716, 717. The text might be rendered ‘Isis,boththe Maid and the Younger.’  ↩

  4. Cf. Wisd. xiv. 12 sqq. quoted below.  ↩

  5. Cf. Greg. Naz. Or. v. 32, p. 168 c, and Dict. G. and R. Geog. I. p. 783a.  ↩

  6. Plat.Rep.I. ad init.  ↩

  Print   Report an error
  • Show the text
  • Bibliographic Reference
  • Scans for this version
Translations of this Work
Against the Heathen
Gegen die Heiden (BKV)
Commentaries for this Work
Einleitung zu "Gegen die Heiden" und "Über die Menschwerdung"
Introduction to Against the Heathen

Contents

Faculty of Theology, Patristics and History of the Early Church
Miséricorde, Av. Europe 20, CH 1700 Fribourg

© 2025 Gregor Emmenegger
Imprint
Privacy policy