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Gegen die Heiden (BKV)
11.
Auf diese und derlei Geburten des Götzenwahnes hat ehedem und schon lange vorher die Schrift aufmerksam gemacht mit den Worten: „Der Anfang der Unzucht ist das Ersinnen von Götzen; ihre Erfindung aber ist die Entartung des Lebens. Denn sie waren nicht von Anbeginn, noch werden sie ewig bleiben. Durch die Hoffart der Menschen kamen sie in die Welt, und deshalb ward ihnen ein schnelles Ende zugedacht. Denn von maßlosem Schmerz ergriffen, ließ ein Vater ein Bild von einem schnell hinweggerafften Kinde entwerfen, ehrte den schon Toten, als wäre er noch am Leben und empfahl seinen Untergebenen Mysterien und Zeremonien. Mit der Zeit befestigte sich diese gottlose Sitte und gewann kanonische Geltung. Auf das Gebot von S. 548 Gewalthabern hin wurden Schnitzwerke verehrt. Und weil die Menschen die, die fernab wohnten, nicht persönlich verehren konnten, stellten sie sich die entfernte Gestalt im Bilde dar und schufen ein sichtbares Bild des verehrten Herrschers, um dann im Wetteifer dem Abwesenden zu schmeicheln, als wäre er persönlich da. Zu erhöhter Verehrung reizte die Unwissenden auch der Ehrgeiz des Künstlers. Denn wohl um dem Herrscher zu gefallen, bot dieser alle Kunst auf, die bestmögliche Ähnlichkeit zu erreichen. Der große Haufe aber ließ sich durch die Schönheit des Bildes bestechen, den vor kurzem noch als Menschen Geehrten als Gegenstand göttlicher Verehrung zu betrachten. Und das war geschehen zur Täuschung des Lebens, daß die Menschen entweder unter dem Druck der Verhältnisse oder der Gewalt den unmitteilbaren Namen Steinen und Holzstücken beilegten“1. — So also nahm nach dem Zeugnis der Schrift die Götzenfabrikation bei den Menschen ihren Anfang. Jetzt gilt es, dir auch ihre (innere) Nichtigkeit aufzudecken, indem wir unsere Beweise nicht so fast von außen, als vielmehr aus den Vorstellungen der Menschen über die Götzen schöpfen.
Wenn man bei ihren sogenannten Göttern, um zunächst mit diesen niedrigen Dingen zu beginnen, auf die Handlungen sieht, so wird man finden, daß sie nicht nur keine Götter, sondern die schändlichsten Menschen waren. Was, ja was muß man doch bei den Dichtern an Liebschaften und Ausschweifungen des Zeus mitansehen! Was muß man mitanhören von seinem Raub des Ganymedes2, von seinen geheimen Ehebrüchen, von seiner Furcht und Angst, es möchten wider seinen Ratschluß Trojas Mauern fallen. Wie muß man mitansehen, daß er über den Tod seines Sohnes Sarpedon3 S. 549 trauert, wie er ihm helfen möchte und doch nicht kann, daß er von anderen sogenannten Göttern bedroht wird, nämlich von Hera, Athene, Poseidon, aber von Thetis, einem Weibe, und dem hundertäugigen Agäon Hilfe bekommt4, wie er ein Opfer der Wollust wird, ein Knecht der Weiber, und ihnen zulieb in der Gestalt von unvernünftigen, vierfüßigen und geflügelten Tieren sein Leben riskiert, wie er bald wieder vor den Nachstellungen seines Vaters sich verbirgt, bald den Kronos in Fesseln schlägt und jener wieder seinen Vater entmannt5. Ist es nun recht, den für einen Gott zu halten, der solche Dinge verbrochen hat und sich vorwerfen lassen mußte, die das gemeine römische Recht nicht einmal den einfachen Sterblichen zu tun freistellt?6
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Weish. 14, 12-21. ↩
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Sohn des Tros, der als Schönster der Sterblichen von den Göttern entführt und zum Mundschenk des Zeus bestellt wurde (Homer, Ilias XX, 231 ff.). ↩
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Sohn des Zeus und der Laomedeia, der als Führer der Lykier von Troja durch die Hand des Patroklus fiel. Zeus wollte ihn nach Lycien entrücken und so am Leben erhalten, gab aber dem Widerspruch der Hera nach (Homer, Ilias XVI, 431 f.). ↩
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Homer, Il. I, 396 f. ↩
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Hesiod, Theog. 164 ff. ↩
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Vgl. die lex Julia Dig. lib. XLVIII tit. 5 u. 6. ↩
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Against the Heathen
§11. The deeds of heathen deities, and particularly of Zeus.
But of these and such like inventions of idolatrous madness, Scripture taught us beforehand long ago, when it said 1, “The devising of idols was the beginning of fornication, and the invention of them, the corruption of life. For neither were they from the beginning, neither shall they be for ever. For the vainglory of men they entered into the world, and therefore shall they come shortly to an end. For a father afflicted with untimely mourning when he hath made an image of his child soon taken away, now honoured him as a god which was then a dead man, and delivered to those that were under him ceremonies and sacrifices. Thus in process of time an ungodly custom grown strong was kept as a law. And graven images were worshipped by the commands of kings. Whom men could not honour in presence because they dwelt afar off, they took the counterfeit of his visage from afar, and made an express image of the king whom they honoured, to the end that by this their forwardness they might flatter him that was absent as if he were present. Also the singular diligence of the artificer did help to set forward the ignorant to more superstition: for he, peradventure, willing to please one in authority, forced all his skill to make the resemblance of the best fashion: and so the multitude, allured by the grace of the work, took him now for a god, which a little before was but honoured as a man: and this was an occasion to deceive the world, for men serving either calamity or tyranny, did ascribe unto stones and stocks the incommunicable Name.” 2. The beginning and devising of the invention of idols having been, as Scripture witnesses, of such sort, it is now time to shew thee the refutation of it by proofs derived not so much from without as from these men’s own opinions about the idols. For to begin at the lowest point, if one were to take the actions of them they call gods, one would find that they were not only no gods, but had been even of men the most contemptible. For what a thing it is to see the loves and licentious actions of Zeus in the poets! What a thing to hear of him, on the one hand carrying off Ganymede and committing stealthy adulteries, on the other in panic and alarm lest the walls of the Trojans should be destroyed against his intentions! What a thing to see him in grief at the death of his son Sarpedon, and wishing to succour him without being able to do so, and, when plotted against by the other so-called gods, namely, Athena and Hera and Poseidon, succoured by Thetis, a woman, and by Ægaeon of the hundred hands, and overcome by pleasures, a slave to women, and for their sakes running adventures in disguises consisting of brute beasts and creeping things and birds; and again, in hiding on account of his father’s designs upon him, or Cronos bound by him, or him again mutilating his father! Why, is it fitting to regard as a god one who has perpetrated such deeds, and who stands accused of things which not even the public laws of the Romans allow those to do who are merely men?
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Wisd. xiv. 12 sqq. ↩