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Das reicht nun hin zu ihrer Widerlegung. Doch ich möchte noch eine Frage stellen, damit sie so noch mehr als Feinde der Wahrheit und Christusgegner dastehen. Es schreibt der Apostel im zweiten Brief an die Korinthier also: „Ich kenne einen Menschen in Christus, vor vierzehn Jahren, ob im Leibe, ich weiß es nicht, oder außer dem Leibe, ich weiß es nicht, Gott weiß S. 305 es“1. Was sagt ihr also? Weiß der Apostel, was im Gesicht ihm begegnet ist, obschon er sagt: „Ich weiß es nicht“, oder weiß er es nicht? Wenn er es nun nicht weiß, dann seht zu, daß ihr, die ihr das Fallen gelernt habt, nicht auch in die Ruchlosigkeit der Phrygier2 fallet, die behaupten, die Propheten und die übrigen Diener des Wortes wissen weder, was sie tun, noch was sie verkünden. Weiß er aber trotz seines Wortes: „Ich weiß nicht“ — denn er hatte Christus in sich, der ihm alles offenbarte —, ist dann nicht das Herz der Gottesfeinde erst recht verkehrt, und spricht es sich nicht selbst das Urteil, wenn sie vom Apostel, der sagt: „Ich weiß es nicht“, sagen, er wisse, vom Herrn aber, der sagt: „Ich weiß es nicht“, erklären, er wisse nicht, Denn wenn Paulus deshalb, weil Christus in ihm war, das weiß, was er nicht zu wissen erklärt, wie weiß nicht noch mehr Christus selbst, wenn er auch sagt: „Ich weiß nicht“? Der Apostel also weiß, was ihm begegnet ist, da der Herr es ihm offenbarte. Deshalb sagt er ja auch: „Ich kenne einen Menschen in Christus“. Kennt er aber den Menschen, so weiß er auch, wie der Mensch entrückt wurde. So weiß Elisäus, da er den Elias sah, auch, wie er aufgenommen wurde; doch trotz dieser Kenntnis suchte er, da die Söhne des Propheten gleichwohl glaubten, Elias sei vom Geiste auf einen der Berge versetzt worden, anfänglich in der Kenntnis dessen, was er gesehen hat, die Männer zu überzeugen. Als diese aber in ihn drangen, schwieg er und ließ sie ziehen3. Fehlte ihm nun die Kenntnis, weil er schwieg? Er hatte also Kenntnis; aber er gab nach, wie wenn er es nicht wüßte, damit diese betreffs der Aufnahme des Elias zur Überzeugung kämen und nicht mehr zweifelten. Noch viel mehr weiß also Paulus, da er selbst entrückt wurde, auch, wie er entrückt wurde. Denn auch Elias wußte es. Und hätte man ihn gefragt, so hätte er es gesagt, wie er aufgenommen wurde. Es sagt aber gleichwohl Paulus: „Ich weiß nicht“, aus folgenden zwei S. 306 Gründen, wie ich wenigstens glaube: einmal, damit man ihn nicht, wie er selbst gesagt hat, wegen des Übermaßes der Offenbarung für einen andern und für höher halte, als der Augenschein lehrt, sodann, weil die Rücksicht auf das Wort des Heilandes: „Ich weiß nicht“, auch ihn sagen hieß: „Ich weiß nicht“, damit nicht der Knecht über seinem Herrn und der Schüler über dem Lehrer zu stehen scheine.