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Werke Athanasius von Alexandrien (295-373) Orationes contra Arianos Vier Reden gegen die Arianer (BKV)
Dritte Rede

67.

Man nenne also nicht den Sohn ein Werk des Willens, noch führe man auch die Lehre des Valentins in die Kirche ein, vielmehr nenne man ihn lebendigen Ratschluß und wahrhaft natürliche Zeugung, wie der Abglanz vom Licht. Denn so hat auch der Vater gesprochen: „Meinem Herzen entquoll ein gutes Wort“1, und dementsprechend der Sohn: „Ich im Vater und der Vater in mir“2. Wenn aber das Wort im Herzen ist, wo ist dann der Entschluß? Und wenn der Sohn im Vater ist, wo ist der Wille? Und wenn er selbst der Wille ist, wie ist der Ratschluß im Willen? Das ist ja ungereimt. Denn sonst müßte auch das Wort im Worte und der Sohn im Sohne sein und die Weisheit in der S. 332 Weisheit, wie schon oft gesagt worden ist. Denn alles ist der Sohn, was dem Vater gehört, und nichts ist vor dem Worte im Vater, sondern im Worte ist auch der Wille. Und durch ihn werden auch die Äußerungen des Willens ins Werk gesetzt, wie die göttlichen Schriften bewiesen haben. Ich möchte aber, daß die Gottlosen, die ganz dem Unverstand anheimgefallen sind und nach einem Willen fahnden, jetzt nicht mehr ihre gebärenden Frauen fragen, an die sie früher die Frage stellten: „Hattest du einen Sohn, bevor du ihn gebarest?“, sondern, daß sie sich an die Väter wenden und sie fragen: „Werdet ihr mit Beratschlagen Väter, oder von Natur — euren Willen vorausgesetzt? Oder sind die Kinder eurer Natur und Substanz ähnlich?“ So mögen sie die Eltern fragen, um wenigstens von ihnen sich eines Bessern belehren zu lassen. Denn ihnen haben sie ja die Doppelfrage bezüglich der Geburt vorgelegt und von ihnen Aufschluß erwartet. Sie werden ihnen nämlich zur Antwort geben: „Was wir erzeugen, ist nicht dem Willen, sondern uns ähnlich, und wir werden nicht durch vorausgegangene Beratschlagung Eltern, sondern das Zeugen ist der Natur eigen. Denn auch wir sind Bilder der Erzeuger“. Darum sollen sie sich selbst das Urteil sprechen und ihre Fragen an die Frauen bezüglich des Sohnes Gottes einstellen, oder sich von ihnen belehren lassen, daß der Sohn nicht durch den Willen gezeugt wird, sondern in Natur und Wahrheit. Die von menschlichen Verhältnissen ausgehende Widerlegung ist bei diesen schicklich und angezeigt, da ja die Übelgesinnten sich auch von der Gottheit menschliche Vorstellungen machen. Warum rasen also die Christusfeinde immer noch? Denn wir haben doch auch diesen ihren Vorwand wie die andern als bloßes Wahngebilde und Hirngespinst aufgezeigt und nachgewiesen. Und darum müssen sie einmal, wenn auch erst spät, einsehen, in welchen Abgrund von Unverstand sie gefallen sind und auf unsere Mahnungen hin sich emporraffen und dem Fallstrick des Teufels entrinnen. Denn voll Menschenliebe ist die Wahrheit, die immerdar ruft: „Wenn ihr mir nicht glaubt wegen der leiblichen Hülle, so glaubet doch den Werken, damit ihr erkennet, daß S. 333 ich im Vater bin und der Vater in mir ist“3, und: „Ich und der Vater sind Eins“4, und: „Wer mich gesehen, hat den Vater gesehen“5. Doch der Herr ist in seinem Wesen menschenfreundlich, und er will alle, die gebrochenen Heizens sind, wieder aufrichten, wie es im Lobgesange Davids6 heißt. Da aber die Gottlosen die Stimme des Herrn nicht hören wollen, und es nicht sehen können, daß der Herr von allen als Gott und Gottessohn bekannt wird, so gehen die Unglücklichen wie Käfer herum und suchen mit ihrem Vater, dem Teufel, Vorwände für ihre Gottlosigkeit. Wie und wo werden sie nun daraufhin wieder solche finden können, wenn sie nicht etwa den Juden und dem Kaiphas die Lästerungen entlehnen und von den Heiden die Gottlosigkeit übernehmen? Denn die göttlichen Schriften sind ihnen verschlossen, und nach allen Seiten wurden sie aus ihnen überführt als Toren und Christusfeinde.


  1. Ps. 44,2. ↩

  2. Joh. 14,10. ↩

  3. Joh. 10,38. ↩

  4. Joh. 10,30. ↩

  5. Joh. 14,9. ↩

  6. Ps. 145,8. ↩

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