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Werke Athanasius von Alexandrien (295-373) Orationes contra Arianos Vier Reden gegen die Arianer (BKV)
Erste Rede

52.

Grundlos also habt ihr, Arianer, euch einer solchen Meinung hingegeben, und umsonst habt ihr euch auf die Schriftworte berufen. Denn das Wort Gottes ist S. 93 unveränderlich und existiert immer und in derselben Weise, nicht einfach, sondern ebenso wie der Vater. Denn wie ist es ihm ähnlich, wenn es nicht so ist? Oder wie gehört alles, was dem Vater gehört, dem Sohne, wenn er nicht auch die Unveränderlichkeit und Unwandelbarkeit des Vaters besitzt? Nicht wie wenn er Gesetzen unterworfen wäre und nach beiden Seiten1 hinneigen könnte, liebt er das eine und haßt das andere, damit er nicht, aus Furcht zu fehlen, für das Eine sich entscheide2 und außerdem wieder als veränderlich eingeführt werde3, sondern als Gott und Wort des Vaters ist er ein gerechter Richter und Freund der Tugend oder vielmehr auch ihr Verleiher. Da er also von Natur heilig und gerecht ist, deshalb heißt es von ihm, daß er die Gerechtigkeit liebe und die Ungerechtigkeit hasse. Dafür kann man auch sagen, er liebe die Tugendhaften und nehme sie auf, die Ungerechten aber weise er von sich und hasse sie. Denn auch vom Vater sagen die göttlichen Schriften dasselbe: „Gerecht ist der Herr und er liebt die Gerechtigkeit“4, und: „Du haßt alle Übeltäter“5 und: „Die Tore Sions liebt er, die Gezelte Jakobs aber schlägt er nicht hoch an“6. Und: „Jakob liebte er, Esau aber haßte er“7. Nach Isaias aber ist es wieder die Stimme des Herrn, der spricht: „Ich bin der Herr, der Gerechtigkeit liebt und den Raub der Ungerechtigkeit haßt“8. So mögen sie also auch jene Worte wie diese auffassen; denn auch jene sind vom Bilde Gottes geschrieben. Oder sie sollen diese wie jene böswillig deuten und dann auch den Vater sich als S. 94 veränderlich denken. Weil es aber nicht ohne Gefahr ist, andere auch nur so reden zu hören, deshalb fassen wir mit Recht die Worte, daß Gott die Gerechtigkeit liebe und den Raub der Ungerechtigkeit hasse, nicht so auf, als ob er nach beiden Seiten hinneigen könnte und für das Gegenteilige zugänglich wäre, so daß er sich für das eine entscheiden, das andere beiseite lassen könnte; denn dies ist den geschaffenen Dingen eigen. Vielmehr, weil er als Richter die Gerechten liebt und aufnimmt, von den Bösen aber sich fernhält, ist es wohl konsequent, auch vom Bilde Gottes so zu denken, daß es also in dieser Weise liebt und haßt. Denn die Natur des Bildes muß so sein, wie dessen Vater ist, mögen auch die Arianer wie Blinde weder dieses noch sonst etwas in den göttlichen Aussprüchen sehen. Denn da sie die Einfälle ihres Herzens oder vielmehr ihre Wahnideen aufgeben müssen, so flüchten sie sich wieder zu den Aussprüchen der heiligen Schriften, für die sie in der Regel auch kein Verständnis haben und daher ihren Sinn nicht herausfinden. So als ein Kanon gilt ihnen ihre eigene Gottlosigkeit; nach diesem verdrehen sie alle göttlichen Aussprüche, Wenn sie ja solche auch nur zitieren, verdienen sie nichts anderes zu hören als: „Ihr irrt und kennt die Schrift nicht, noch die Kraft Gottes“9. Wenn sie aber hartnäckig darauf bestehen, dann verdienen sie wieder zurechtgewiesen zu werden und müssen hören: „Gebt den Menschen, was des Menschen ist, und Gott, was Gottes ist!“10.


  1. Zur Liebe und zum Haß. ↩

  2. Liebe oder Haß. ↩

  3. Sarkastisch klingt es, wenn Athanasius sagt: Der Sohn Gottes liebt doch wahrhaftig nicht die Gerechtigkeit und haßt das Unrecht, damit man ihn zum Dank dafür auch noch als veränderlich annähme. — Zum Verständnis der ganzen Stelle s. die Fußnote 2 in Kap. 51. ↩

  4. Ps. 10,8. ↩

  5. Ps. 5,7. ↩

  6. Ps. 86,2. ↩

  7. Malach. 1,2. ↩

  8. Is. 61,8. ↩

  9. Matth. 22,29. ↩

  10. Matth. 22,21. ↩

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