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Leben des heiligen Antonius (BKV)
49. Kapitel. Antonius entweicht auf einen Berg in der inneren Wüste.
Als jedoch Antonius sah, daß er von vielen belästigt werde und daß man ihn nicht nach Absicht, wie er es doch wünschte, in Einsamkeit leben lasse, da ging er mit sich zu Rate und brach eilig auf nach Oberthebais zu Menschen, die ihn nicht kannten; denn er war auf seiner Hut, sich nicht wegen der Dinge, die der Herr durch ihn wirkte, zu überheben, auch wollte er nicht, daß ein anderer ihn deshalb über Gebühr schätze. Er nahm von den Brüdern Brote an und setzte sich dann an das Flussufer, um zu sehen, ob ein Schiff vorbeikäme, mit dem er flußaufwärts fahren könne. Während er noch in Gedanken dabei verweilte, erscholl eine Stimme von oben zu ihm: ,,Antonius, wohin gehst du und weshalb?" Er aber geriet nicht in Verwirrung, sondern wie wenn er es gewohnt wäre, oft so gerufen zu werden, hörte er zu, antwortete und sprach: "Da mir die vielen Menschen nicht erlauben, in der Einsamkeit zu leben, deshalb will ich hinauf nach Oberthebais, wegen der vielen Belästigungen, die daraus für mich entspringen, besonders aber, weil ich von ihnen um Dinge gebeten werde, die über meine Kräfte gehen." Die Stimme aber sprach zu ihm: "Wenn du auch nach Oberthebais1 gehst und selbst wenn du, wie du es vorhast, zu den Weideplätzen2 S. 737 entweichst, ich sage dir, du wirst noch eine größere, ja die zweifache Mühe zu ertragen haben. Wenn du wirklich für dich leben willst, dann gehe jetzt hinauf in die innere Wüste." Antonius aber entgegnete: "Und wer wird mir den Weg weisen; denn ich kenne ihn nicht!" Da zeigte ihm die Stimme sogleich Sarazenen,3 die den Weg ziehen wollten. Antonius ging zu ihnen hin, näherte sich ihnen und bat sie, daß er mit ihnen in die Wüste wandern dürfe. Sie aber nahmen ihn, wie auf einen Befehl der Vorsehung hin, freundlich auf. Er wanderte drei Tage und drei Nächte mit ihnen und gelangte an einen sehr hohen Berg.4 Am Fuße des Berges floß überaus klares Wasser, das süß und sehr kalt war. Weiter draußen aber war eine Ebene und einige dürftige Dattelpalmen.
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Siehe Kap.3 S. 16 [692]. ↩
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Diese Gegend, τὰ βουκόλια, lag im sumpfigen Gebiet Unterägyptens. Vgl. Pauly-Wissowa a.a.O. Bd. 3,1 Sp. 1017 unter Βουκόλων κώμη. ↩
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Araber. Euagr.: die ihrer Handelsgeschäfte wegen nach Ägypten zu kommen pflegten. ↩
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Siehe Kap. 3 S. 16 [692]. Dieser ὄρος, Kolzim, ist der eigentliche Antoniusberg. Vorher wird auch das thebaische Gebirge mit ὄρος bezeichnet. Vgl. Kap. 11 S. 26 [702 f.] und 12 S. 27 ↩
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The Life of Antony
49.
But when he saw himself beset by many, and not suffered to withdraw himself according to his intent as he wished, fearing because of the signs which the Lord wrought by him, that either he should be puffed up, or that some other should think of him above what he ought to think, he considered and set off to go into the upper Thebaid, among those to whom he was unknown. And having received loaves from the brethren, he sat down by the bank of the river, looking whether a boat would go by, that, having embarked thereon, he might go up the river with them. While he was considering these things, a voice came to him from above, ‘Antony, whither goest thou and wherefore?’ But he no way disturbed, but as he had been accustomed to be called 1 often thus, giving ear to it, answered, saying, ‘Since the multitude permit me not to be still, I wish to go into the upper Thebaid on account of the many hindrances that come upon me here, and especially because they demand of me things beyond my power.’ But the voice said unto him, ‘Even though you should go into the Thebaid, or even though, as you have in mind, you should go down to the Bucolia 2, you will have to endure more, aye, double the amount of toil. But if you wish really to be in quiet, depart now into the inner desert.’ And when Antony said, ‘Who will show me the way for I know it not?’ immediately the voice pointed out to him Saracens about to go that way. So Antony approached, and drew near them, and asked that he might go with them into the desert. And they, as though they had been commanded by Providence, received him willingly. And having journeyed with them three days and three nights, he came to a very lofty mountain, and at the foot of the mountain ran a clear spring, whose waters were sweet and very cold; outside there was a plain and a few uncared-for palm trees.