77. Kapitel.
S. 761 Als sie in ihrer Verlegenheit sich hin- und herwandten, da lächelte Antonius und sagte wieder durch seinen Dolmetscher: "Dies ist schon, wenn man nur zusieht, Beweises genug! Ihr stützt euch aber doch auf eure Fertigkeit in Beweisreden; ihr habt diese Kunst, und deshalb wollt ihr, daß auch wir Gott nicht ohne den Wortbeweis verehren. Sagt ihr nun zuerst: Wie lassen sich die Dinge und besonders die Gotteserkenntnis genau erfassen, durch Beweisreden oder durch tätigen Glauben? Was ist zuerst vorhanden, der wirksame Glaube oder der Wortbeweis?" Als sie antworteten, das Ursprünglichere sei der Glaube, der sich im Handeln äußert, und dies sei genaue Erkenntnis, bemerkte Antonius: "Ihr habt wohl gesprochen. Denn der Glaube kommt aus einer bestimmten Verfassung der Seele, die Dialektik aber geht aus der Kunst ihrer Urheber hervor. Die also, welche den wirksamen Glauben haben, brauchen den Wortbeweis nicht, er ist vielmehr sogar überflüssig. Was wir aus dem Glauben wissen, das versucht ihr durch Worte aufzubauen; oft könnt ihr aber gar nicht sagen, was wir meinen. Die Tat durch den Glauben ist daher besser und kräftiger als eure sophistischen Syllogismen.1
Die Stelle ist bemerkenswert durch ihre Polemik gegen die verstandesmäßige Erfassung des Glaubensinhaltes, der der wirksame Glaube gegenübergestellt wird. Sie läßt uns zugleich einen Blick werfen in die dogmatischen Kämpfe der Zeit und zeigt uns die bedeutsame Rolle, welche Athanasius dabei spielte. ↩
