15.
Der ausgeschlossene Arius aber brachte während seines Aufenthaltes bei den Anhängern des Eusebius seine Ketzerei zu Papier, ahmte, wie in der Thalia, keinen Vernünftigen, sondern den Aegypter Sotades in der Sitte und Weichlichkeit der Versart nach, und schrieb Vieles, wovon Folgendes ein Theil ist.
Lästerungen des Arius.1
Gott selbst also ist seinem Seyn nach Allen unaussprechlich. Dieser allein hat weder einen Gleichen, noch Aehnlilichen, noch Gleichherrlichen. Ungezeugt aber nennen wir ihn wegen desjenigen, welcher von Natur gezeugt wurde; wir preisen ihn als anfangslos wegen desjenigen, welcher einen Anfang hat; und als ewig verehren wir ihn wegen dessen, der in der Zeit geboren wurde. Der Anfangslose hat den Sohn gemacht zum Anfange der Geschöpfe, und ihn sich zum Sohne gemacht und als Sohn angenommen, ihn, der seinem Wesen nach nichts Gott Eigenthümliches hat; denn er ist ihm nicht gleich und hat mit ihm nicht gleiche Wesenheit. Weise aber ist Gott, weil er der Lehrer der Weisheit ist. Und es ist hinreichend bewiesen, daß Gott allen Dingen unsichtbar ist, welche durch den Sohn sind, und daß er selbst dem Sohne unsichtbar ist. Ausdrücklich aber will ich angeben, wie der Unsichtbare von dem Sohne gesehen werde. Mit der Kraft, mit welcher Gott sehen kann, vermag nach eigenen Maßen der Sohn den Vater zu S. 239 sehen, so weit es erlaubt ist. Die Dreieinigkeit besteht nämlich nicht aus gleich herrlichen Bestandtheilen; ihre Substanzen sind mit einander gemischt; Eine ist über die Andere an Herrlichkeit in das Unendliche erhaben. Verschieden von dem Sohne ist dem Wesen nach der Vater, weil dieser ohne Anfang ist. Wisse, daß die Einheit war, die Zweiheit aber nicht war, ehe sie entstand. Sogleich nun, da der Sohn noch nicht ist, ist Gott Vater. Ferner ist der Sohn, welcher nicht war, (er entstand aber durch den väterlichen Willen,) eingeborner Gott, und dieser ist von Beiden verschieden. Die Weisheit wurde Weisheit durch den Willen des weisen Gottes. Auf tausenderlei Weisen wird nun dieser gedacht als Geist, Kraft, Weisheit, Gottes Herrlichkeit, Wahrheit, Ebenbild und Wort. Wisse ferner, daß er auch als Abglanz und Licht gedacht wird. Einen dem Sohne Gleichen zwar kann Gott zeugen, einen Erhabenern, oder Bessern, oder Größern aber keineswegs. So groß auch der Sohn durch den Willen Gottes ist, so preist er doch, seit wann und seit dem er von Gott sein Bestehen erhielt, obwohl er ein starker Gott ist, denienigen, welcher zum Theile erhabener ist, als er. Um es kurz zu sagen, für den Sohn ist Gott unaussprechlich, denn er ist sich selbst, was er ist, das heißt, unaussprechlich; so daß der Sohn nichts von dem, was dem Begriffe nach gesagt wird, aussprechen kann. Denn es ist ihm unmöglich, den Vater zu erforschen, wie er an sich selbst ist. Denn der Sohn selbst kennt nicht einmal sein eigenes Wesen; denn als Sohn wurde er in Wahrheit durch den Willen des Vaters. Wie ist es also möglich, daß der, welcher aus dem Vater ist, seinen Erzeuger selbst zu erkennen und zu begreifen vermag? Denn es ist offenbar, daß das, was einen Anfang hat, den Anfangslosen, wie er ist, nicht zu denken oder zu erfassen im Stande ist.
Kurz nach dem Jahre 320 bekannt gemacht. ↩
