35.
Seitdem Adam das Gebot übertreten, ist die Schlange [in die Seele] eingedrungen und Herrin des Hauses geworden und ist gleichsam als eine zweite Seele mit der Seele zusammen. Denn der Herr sagt: „Jeder, der sich nicht selbst verleugnet und seine Seele haßt, ist nicht mein Jünger“1. Und: „Wer seine Seele liebt, wird sie verlieren“2. Denn die Sünde, die in die S. 141 Seele eingezogen, ist ein Glied derselben geworden. Selbst mit dem körperlichen Menschen ist sie verbunden. Es entspringen nun viele unreine Gedanken im Herzen. Wer also den Willen seiner Seele tut3, der tut den Willen des Herzens. Denn die Seele ist [mit ihm] verbunden und vermischt. Wer seine Seele unterjocht, sich selbst und den Gelüsten, die mit ihm zusammen sind, zürnt, gleicht dem, der die Stadt seiner Feinde unterwirft. Dieser wird gewürdigt, zum rechten Maße des [Heiligen] Geistes zu gelangen, er empfängt vermittelst der göttlichen Kraft den reinen Menschen und wird über sich selbst erhoben. Denn ein solcher wird vergöttlicht, wird ein Kind Gottes und erhält das himmlische Siegel in seiner Seele. Seine Auserwählten werden mit dem heiligenden Öle gesalbt, werden Würdenträger und Könige.
Vgl. Mark. 8, 34; Luk. 14, 26. Der Ausdruck: „Die Seele hassen“ findet sich im Briefe an Diognet (VI 5 f.). Preuschen a. a. O. unter μισέω [miseō] Kol. 733. ↩
Joh. 12, 25. ↩
Τὰ θελήματα ποιεῖν [Ta thelēmata poiein]. Der Plural τὰ θελήματα [ta thelēmata] in dieser Redewendung begegnet uns in dem wohl gegen Ende des 2. Jahrh. verfaßten Ebioniten- oder Hebräerevangelium (7). Preuschen a. a. O. unter θελήμα [thelēma] Kol. 504. Das Neue Testament gebraucht stets den Singular θελήμα [thelēma]: Matth. 7, 21; 12, 50; 21, 31; Mark. 3, 35; Joh. 4, 34; 6, 38; 7, 17; 9, 31; Eph. 6, 6; Hebr. 10, 7. 9. 36; 13, 21; 1 Joh. 2, 17. ↩
