22.
Da ist ein Heer der Perser (Neuperser) und ein Heer der Römer (Romäer, Griechen)1. Zwei S. 243 mutbeschwingte2, gleichkräftige Jünglinge treten aus ihren Reihen vor und führen einen Ringkampf3 auf. So stehen sich die feindliche Macht und der Geist in gleicher Stärke gegenüber. Die gleiche Kraft, die Satan hat, um die Seele zu locken und durch Schmeicheleien sich willfährig zu machen, dieselbe Gewalt hat auch die Seele, um ihm zu widerstehen und in keinem Stücke nachzugeben. Locken können die beiden Mächte sowohl zum Bösen wie zum Guten, aber nicht zwingen. Dem also beschaffenen Willen wird göttliche Hilfe gegeben, er kann sich zum Kampfe Waffen vom Himmel holen und damit die Sünde ausrotten und besiegen. Der Sünde widerstehen kann die Seele. Aber ohne Gott das Böse besiegen oder ausrotten kann sie nicht. Die jedoch behaupten, die Sünde sei wie ein mächtiger Riese und die Seele wie ein Kind, haben eine falsche Auffassung. Denn bestünde ein so ungleiches Verhältnis, wäre die Sünde wie ein Riese und die Seele wie ein Kind, so wäre der Gesetzgeber ungerecht, da er dem Menschen das Gebot gegeben hat, gegen den Satan Kampf zu führen.
Die Kämpfe zwischen den Neupersern und Römern, die besonders im 4. Jahrhundert gewaltig tobten, beendete erst der oströmische Kaiser Heraklios. Im Jahre 628 zwang er sie, Frieden zu schließen und alle seit 604 eroberten Provinzen sowie das hl. Kreuz herauszugeben. ↩
πτερωτοὶ νεανίσκοι [pterōtoi neaniskoi]. Bereits Gregor von Nazianz (Migne, P. G. XXXV 1093) gebraucht πτερωτὸς [pterōtos] (= geflügelt) in metaphorischem Sinne, wie Stiglmayr (Stimmen aus Maria-Laach a. a. O. S. 422 3) bemerkt. ↩
Stiglmayr (Sachl. u. Sprachl. b. Mak. S. 90 4) hat den nämlichen Vergleich bei Origenes (De princ. 3, 2 Migne, P. G. XI 307 B) entdeckt. ↩
