12.
[Forts. v. S. 29 ] Will aber Gott aus Wonne und Freude an den vernünftigen Geschöpfen sich einem der Geschöpfe angleichen, z. B. als Lichtstadt Jerusalem oder als himmlischer Sionsberg, so kann er das alles ganz nach Belieben. Denn so heißt es: „Ihr seid hinzugetreten zum Berge Sion und zur Stadt des lebendigen Gottes, dem himmlischen Jerusalem“1. Es macht ihm keine Schwierigkeit und Mühe, für die seiner werten, gläubigen Seelen eine Gestalt anzunehmen, welche immer er will. Nur soll der Mensch sich bemühen, sein Freund und Liebling zu werden und er wird in unmittelbarer Erfahrung und Wahrnehmung himmlische Güter, unaussprechliche Wonne, unbegrenzten Reichtum der Gottheit wahrhaft schauen, wie es „kein Auge gesehen, kein Ohr gehört hat und in keines Menschen Herz gekommen ist“2, den Geist des Herrn, der den würdigen Seelen zur Ruhe und Wonne, zum Genusse und ewigen Leben wird. Es verwandelt sich der Herr auch in Speise und Trank, wie im Evangelium geschrieben steht: „Wer dieses Brot ißt, wird leben in Ewigkeit“3, um die Seele unaussprechlich zu erquicken und mit geistiger Freude zu erfüllen; denn er spricht: „Ich bin das Brot des Lebens“4. Ebenso [macht er sich] auch zum himmlischen Quelltrank. Er sagt ja: „Wer von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, in dem wird es Quelle eines Wassers werden, das fortströmt ins ewige Leben“5. Und [der Apostel] sagt: „Wir alle haben denselben Trank getrunken“6.