10.
Wie sollte darum nicht ein jeder aus uns glauben und kämpfen, eifrig in allen Tugenden wandeln und in starker Hoffnung und Geduld ausharren, um gewürdigt zu werden, jetzt die Himmelskraft und Herrlichkeit des Heiligen Geistes im Innern der Seele aufzunehmen, damit wir dann, wenn unsere Leiber zusammenbrechen, etwas haben, was uns bekleidet und belebt? Es heißt: „Wenn anders wir bekleidet und nicht nackt befunden werden“1. Und: „Er wird auch unsere sterblichen Leiber lebendig machen durch den Geist, der in uns wohnt“2. Der selige Moses hat durch die Geistesherrlichkeit, die auf seinem Antlitz lag und in die kein Mensch unverwandten Blickes schauen konnte3, die Herrlichkeit vorgebildet, die bei der Auferstehung der Gerechten die Leiber der Heiligen erlangen werden. Des Besitzes dieser Herrlichkeit werden die Seelen der Heiligen und Gläubigen jetzt schon in ihrem „inneren Menschen“4 gewürdigt. Denn wir „alle“, so heißt es, „schauen mit enthülltem Angesichte“, d. i. mit dem inneren Menschen, „wie in einem Spiegel die Herrlichkeit des Herrn und werden in dasselbe Bild umgewandelt von Herrlichkeit zu Herrlichkeit“5. Ebenso steht wiederum geschrieben: „Vierzig Tage und vierzig Nächte S. 59 aß er (= Moses) kein Brot und trank kein Wasser“6. Unmöglich hätte seine leibliche Natur solange ohne Speise leben können, hätte sie nicht eine andere geistige Nahrung erhalten7. Diese Nahrung empfangen die Seelen der Heiligen jetzt schon unsichtbarerweise aus dem [Heiligen] Geiste.
2 Kor. 5, 3. ↩
Röm. 8, 11. ↩
Exod. 34, 29 ff. ↩
Röm. 7, 22; Eph. 3, 16; 2 Kor. 4, 16. ↩
2 Kor. 3, 18. ↩
Exod. 34, 28. ↩
Stiglmayr (a. a. O. S. 381, 73) weist darauf hin, daß der Umstand, daß Moses während seines vierzigtägigen Aufenthaltes auf dem Berge nichts aß und trank, da er eine geistige Nahrung erhielt, in gleicher Weise bereits vom hl. Athanasius (Festbriefe des hl. Athan., übersetzt v. F. Larsow S. 60) angedeutet wird. Vgl. h. 12, 14. ↩
