1.
„Und Gott sprach: Die Erde sprosse das Grün des Grases, Samen treibend nach seiner Art, und die Fruchtbäume, fruchtbringend nach ihrer Art, deren Samen in sich selbst enthaltend1.” Folgerichtig ward der Erde, nachdem sie der Wasserlast losgeworden war und sich ausgeruht hatte, der Befehl gegeben, zuerst Grünes, dann Holz hervorzubringen, wie wir es ja auch heute noch beobachten können. Denn die Stimme von damals und jener erste Befehl wurde gleichsam ein Gesetz der Natur, blieb in der Erde und gab ihr für die Folge die Kraft, zu gebären und Früchte zu bringen. „Die Erde sprosse.” Das erste ist das Sprossen. Wenn dann die Keime ein wenig hervorragen, entwickelt sich das junge Grün; nach einigem Wachstum wird dies zum Gras; dann entwickeln sich allmählich die Halme, bis schließlich S. 73 der Same in seiner vollendeten Entwicklung dasteht. Das Treiben und Grünen ist bei allen Gewächsen gleich. „Die Erde sprosse das Grün des Grases!” Die Erde soll von sich selbst das Sprossen bewirken und keine Hilfe anderswoher benötigen.
Freilich meinen manche, die Sonne sei schuld am Wachstum der Erde, indem sie mittels der Wärme die Triebkraft aus der Tiefe der Erde an die Oberfläche ziehe. Aber eben deshalb ist die Ausschmückung der Erde älter als die Sonne, damit die, welche in jenem Irrtum befangen sind, auch aufhören, die Sonne als die vermeintliche Quelle des Lebens anzubeten. Wenn sie sich nun überzeugen, daß die Erde schon vor dem Entstehen der Sonne in ihrem vollen Schmucke dastand, und wenn sie sich sagen, daß die Sonne jünger ist als Gras und Grün, dann werden sie doch die übertriebene Bewunderung für sie aufgeben. - Ward nun dem Vieh das Futter bereitet, ohne daß die Vorsehung an unsere Nahrung gedacht hätte? Nein! Denn der, welcher Rind und Pferd mit Futter versorgt hat, bereitet auch dir Reichtum und Genuß. Denn wer dein Vieh ernährt, bestellt damit in noch reicherem Maße dir den Lebensunterhalt. Was bedeutet denn die Entstehung der Samen anders als eine Fürsorge für die Erhaltung deines Lebens? Zudem dienen viele Kräuter und Gemüse dem Menschen zur Nahrung.
Gen1,11 ↩
