2.
Bekannt sind unsere Nöten, auch wenn wir nicht davon reden; die ganze Welt hallt ja davon wider. Verachtet sind die Lehren der Väter; auf die apostolischen Traditionen gibt man nichts. Erfindungen neuerungssüchtiger Menschen machen sich geltend in den Kirchen. Die Leute verlegen sich nunmehr auf die Redekunst, nicht auf die Theologie; die Weisheit der Welt ist obenan, die Verherrlichung des Kreuzes ist zurückgestellt. Die Hirten werden vertrieben, dafür grausame Wölfe eingeführt, die die Herde Christi zerreißen. Die Bethäuser sind ohne Prediger, die Einöden mit Jammernden bevölkert. Die Alten jammern, wenn sie die einstige Lage mit der heutigen vergleichen. Die Jugendlichen sind noch beklagenswerter, weil sie nicht wissen, wessen sie beraubt worden. Solche Zustände vermögen wohl das Mitleid derer zu wecken, die in der Liebe Christi unterwiesen worden: sieht man vollends die Lage in Wirklichkeit, so bleibt die Schilderung noch weit hinter ihr zurück. Wenn also irgendein Trost der Liebe, wenn irgendeine Gemeinschaft des Geistes, wenn irgendwelch Erbarmen und Mitleid in Euch ist1, so laßt Euch herbei, uns zu helfen! Belebt in Euch den religiösen Eifer und rettet uns aus dieser Not! Es soll auch bei uns mit Freimut jenes treffliche Dekret der Väter verkündet werden, welches die berüchtigte Häresie des Arius umstürzt, aber die Kirchen aufbaut in der gesunden Lehre, in dem die Wesenseinheit des Vaters mit dem Sohne (ὁ υἱὸς ὁμοούσιος τῷ Πατϱί [ho hyios homoousios tō Patri]) bekannt und der Heilige Geist in gleicher Ehre mitgezählt und mitangebetet wird. So möge der Freimut für die Wahrheit, den der Herr Euch verliehen, und der Ruhm in dem Bekenntnisse der S. 134 göttlichen und seligmachenden Dreieinigkeit dank Eures Gebetes und Eurer Mitarbeit auch uns verliehen werden! Übrigens wird der obengenannte Mitdiakon Eurer Liebe alle Einzelheiten berichten. Allem aber, was von Eurer Ehrwürden kanonisch ist bestimmt worden, pflichten wir bei und loben Euren apostolischen Eifer für den rechten Glauben.
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Vgl. Phil. 2, 1. ↩