1.
[Forts. v. S. 160 ] Wie, glaubst Du wohl, war mir [Druckf. Korr.: mir statt: wir] zu Mute, als ich von Deiner Frömmigkeit den Brief bekam? Sah ich auf die Gesinnung, die Dein Schreiben verrät, so hatte ich mich sofort aufmachen und flugs nach Syrien eilen mögen. Sah ich aber auf die Krankheit meines Körpers, von der gefesselt ich darniederlag, so wurde ich gewahr, daß ich nicht bloß nicht fliegen, sondern mich kaum im Bette umwenden konnte. Ich war schon den fünfzigsten Tag krank, als unser geliebter und eifriger Bruder und Mitdiakon Elpidius bei uns eintraf. Das Fieber hat mich furchtbar mitgenommen; da es nicht Nährstoff genug fand, so wütete es in diesem dürren Fleische wie in einem ausgebrannten Dochte und brachte über mich Siechtum und langanhaltende Schwäche. Dazu kam noch mein altes Leiden, jenes Leberleiden, das mir die Speisen versagte, aus meinen Augen den Schlaf verscheuchte, so daß ich zwischen Leben und Tod schwebte, und mir nur so viel Leben verblieb, daß ich des Lebens Ungemach verspüren konnte. Ich badete mich in naturwarmem Wasser und nahm auch Arzneien von Ärzten. Aber allem spottete jenes unbändige Übel, das vielleicht ein anderer, der bereits daran gewöhnt, ertragen könnte, gegen das aber keiner, zum erstenmal von ihm befallen, diamanthart bleiben kann. Von ihm wurde ich lange gepeinigt; aber nie schmerzte es mich so sehr wie jetzt, wo es mir ein Zusammenkommen mit Deiner aufrichtigen Liebe verwehrt. Welcher Herzensfreude wir beraubt sind, weiß ich aus eigener Erfahrung, wenn ich auch nur mit der Fingerspitze den süßen Honig Eurer Kirche fern verkostet habe.