2.
Da Du uns aber auch an den gottseligen Eutyches erinnertest und unser Vaterland rühmtest, als hätte es die ersten Samen des Glaubens ausgestreut1, hast Du uns zwar mit solcher Erinnerung an alte Zeiten erfreut, uns aber auch mit einem Vorwurf ob der Gegenwart betrübt. Denn unter uns ist keiner dem Eutyches an Tugend ähnlich; im Gegenteil sind wir so weit davon entfernt, die Barbaren mit der Kraft des Geistes und der Wirksamkeit seiner Gaben bezähmen zu können, daß wir vielmehr die Gezähmten durch das Übermaß unserer Sünden wieder wild machen. Denn uns und unsern Sünden schreiben wir die Schuld zu, wenn sich die Herrschaft der Ketzer so weit ausgebreitet hat. Fast kein Stück der Welt ist von der Ketzerei unberührt geblieben. Deine Mitteilungen aber sind heldenmütige Kämpfe, für den Glauben zerfleischte Leiber, von unerschütterlichen Herzen verachtete Barbarenwut, verschiedene Marterwerkzeuge der Verfolger, endgültiges Ausharren der Kämpfenden, Holz und Wasser und Tod der Märtyrer. Wie aber steht es bei uns? Erkaltet ist die Liebe; die S. 186 Lehre der Väter wird entstellt. Schiffbruch im Glauben ist häufig, und der Mund der Frommen schweigt. Das Volk ist aus den Bethäusern vertrieben und hebt unter freiem Himmel seine Hände zum Herrn im Himmel empor. Die Heimsuchungen sind schwer; aber ein Martyrium gibt es nirgends, weil unsere Verfolger denselben (Christen-) Namen tragen wie wir. Daher bete nicht nur selbst zum Herrn, sondern vereinige mit Dir alle edlen Kämpfer Christi zum Gebet für die Kirchen, auf daß, wenn die Welt noch einige Zeit Bestand hat und nicht schon alles dem Grab zugeht, Gott mit seinen Kirchen versöhnt werde und sie zum alten Frieden zurückführe.
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Nach Sozomenos (lib. II, c. 6) und Philostorgius (lib. II c. 5) kam das Evangelium zu den Goten durch einige Priester und Christen, die von den Goten als Kriegsgefangene aus Galatien weggeschleppt wurden. Heilungen, welche diese Christen an Kranken bewirkten, hatten die Aufmerksamkeit auf die neue Lehre gezogen, daß viele sich schließlich zu ihr bekannten und die Taufe verlangten. ↩