4.
Daß aber Hypostase und Wesenheit (οὐσία) [ousia] nicht identisch sind, haben meines Erachtens auch die Brüder des Abendlandes damit zu verstehen gegeben, daß sie in Würdigung der Unzulänglichkeit ihrer Sprache das Wort „Wesenheit” (οὐσία) [ousia] in griechischer Sprache überliefert haben, damit ein etwaiger gedanklicher Unterschied eben schon in einer klaren und unvermischten Unterscheidung der Bezeichnungen gewahrt würde. Wenn aber auch wir unsere Ansicht kurz aussprechen sollen, dann sagen wir, daß sich die Wesenheit zur Hypostase ganz so verhält wie das Gemeinschaftliche zum Besonderen. Ein jeder von uns hat dank der allen gemeinsamen Wesenheit am Dasein Teil, ist aber doch auf Grund seiner Besonderheiten der und der. So ist auch dort der Terminus „Wesenheit” ein allgemeiner, wie z. B. die Güte, die Gottheit, oder an was man sonst denken mag; die Hypostase (Person) aber wird in der Besonderheit der Vaterschaft oder der Sohnschaft oder der heiligenden Kraft angeschaut. Wenn sie nun behaupten, die Personen (πϱόσωπα) [prosōpa] seien ohne Hypostase (ἀνυπόστατα) [anypostata], so ist die Behauptung an sich eine Ungereimtheit; wenn sie sich aber die Personen in wirklicher Hypostase denken, dann sollen sie das, was sie bekennen, auch in der Zahl ausdrücken1, damit sowohl der Terminus „gleichwesentlich” in der Einheit der Gottheit bewahrt werde wie auch unsere gläubige Erkenntnis von Vater, Sohn und Heiligem Geiste in der vollkommenen und vollendeten Hypostase eines jeden der Genannten verkündet werde.
Doch wünsche ich, Deine Hoheit möge sich davon überzeugen, daß sowohl Du wie jeder, der gleich Dir für die Wahrheit besorgt ist und die Streiter für den Glauben nicht verachtet, warten müssen, bis die Vorsteher der Kirchen mit dieser Vereinigung und diesem Frieden den Anfang machen, jene Vorsteher, die ich als S. 246 Säulen und Grundfeste der Wahrheit und der Kirche ansehe und um so mehr verehre, je weiter sie von ihrer Heimat vertrieben wurden — damals, als die Strafe des Exils über sie verhängt wurde. Ich bitte Dich also, bleibe Du uns gegenüber unbefangen, damit wir wenigstens bei Dir ausruhen können, den uns Gott in allweg als Stab und Stütze geschenkt hat.
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D. h. dementsprechend drei Hypostasen bekennen. ↩