4.
Betrachtet also als wahre Jünger des Herrn unsere Drangsale als die Eurigen! Nicht um Geldes und der Ehre willen, nicht wegen eines andern zeitlichen Gutes werden wir bekriegt, sondern wegen des gemeinsamen Besitzes, wegen des väterlichen Schatzes, des gesunden Glaubens, stehen wir auf dem Kampfplatze. Trauert mit uns, die Ihr Eure Brüder liebt, daß bei uns der Mund der Frommen geschlossen, aber jede freche Lästerzunge derer, die wider Gott Ungerechtigkeit lallen, losgelassen ist!1 Die Säulen und Stützen der Wahrheit sind versprengt; wir aber, über die man geringschätzig wegsieht, dürfen nicht freimütig reden. Kämpft für die Völker und seht nicht allein auf Euch, die Ihr im windstillen Hafen seid, und die die Gnade Gottes vor allem Ungestüm der bösen Geister bewahrt hat, sondern reicht auch den sturmbewegten Kirchen die Hand, damit sie nicht vereinsamt und verlassen im Glauben völlig Schiffbruch erleiden! Seufzt unsertwegen, weil der Eingeborne gelästert wird, und niemand ist, der widerspricht! Der Hl. Geist wird verachtet und der vertrieben, der die Lästerer widerlegen kann. Die Vielgötterei hat die Oberhand. Bei ihnen gibt es einen großen und einen kleinen Gott. ‚Sohn‘ gilt nicht als Name einer Natur, sondern als Benennung irgendeiner Würde. Und der Hl. Geist gehört (nach ihnen) nicht als Vollendung zur hl. Dreifaltigkeit und hat an der göttlichen und seligen Natur keinen Teil, sondern ist eines von den Geschöpfen, dem Vater und dem Sohne ohne Grund und aufs Geratewohl beigegeben. „Wer gibt meinem Haupte Wasser und meinen Augen eine Tränenquelle2,” daß ich das Volk S. 303 viele Tage beweine, weil es durch diese gottlosen Lehren ins Verderben gestürzt wird? Verführt werden die Ohren der Einfältigeren und sind bereits an die ketzerische Gottlosigkeit gewöhnt. Die Kinder der Kirche werden in der Gottlosigkeit auferzogen. Denn was sollen wir auch tun? Die Häretiker spenden die Taufe, geben den aus dem Leben Scheidenden das (feierliche) Geleite3, machen Krankenbesuche, bringen Trost den Betrübten, Hilfe den Notleidenden, geben Unterstützung mannigfacher Art und üben die Spendung der Sakramente. Weil all dies durch sie geleistet wird, entsteht zwischen dem Volk und ihnen ein Band der Eintracht, so daß nach Verlauf einer kurzen Zeit, selbst wenn eine Freiheit gegeben würde, keine Hoffnung mehr wäre, die in langer Täuschung Befangenen wieder zur Erkenntnis der Wahrheit zurückzurufen.
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Vgl. Ps. 74, 6 [Hebr. Ps. 75, 6]. ↩
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Jer. 9, 1. ↩
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πϱοπομπαὶ τῶν ἐξοδευόντων [propompai tōn exodeuontōn]. Andere geben diese Worte wieder mit „Geleite den Reisenden”, womit sie aber weder dem Sprachschatze noch dem Zusammenhange gerechter werden. Vgl. die englische Übersetzung von Jackson (A select library of Nicene and Post-Nicene Fathers of the Christian Church vol. VIII). ↩