3.
Was aber die Kirche zu Antiochien betrifft - ich rede von der, die in derselben Gesinnung übereinstimmt -, so möge mir doch einmal der Herr vergönnen, daß wir sie vereint sehen. Sie scheint am meisten durch die Angriffe des Feindes gefährdet zu sein, weil er über sie aufgebracht ist, daß in ihr zuerst der Name „Christen” gebräuchlich wurde1. Eine Spaltung besteht zwischen der Häresie und der Orthodoxie, eine Spaltung aber auch unter der Orthodoxie selber2. Wir aber haben mit dem verehrungswürdigsten Bischöfe Meletius als dem, der zuerst freimütig für die Wahrheit eingetreten und auch jenen herrlichen Kampf zu den Zeiten des Konstantius gekämpft hat, mit dem auch meine Kirche allezeit in Gemeinschaft stand, und den sie wegen seiner tapferen und zähen Widerstandskraft herzlich liebte, bis auf diese Stunde mit Gottes Gnade Gemeinschaft, und wir werden sie, so Gott will, auch fernerhin pflegen. Wünschte doch sehnlichst auch der seligste Vater Athanasius, als er von Alexandrien kam, mit diesem Manne in Gemeinschaft zu treten3. Allein ihre Vereinigung wurde schuld der Böswilligkeit der Ratgeber4 auf eine andere Zeit verschoben, was nicht hätte geschehen sollen. Von dessen „Nachfolgern” aber nahmen wir keinen einzigen in unsere Gemeinschaft auf, nicht als ob wir sie für unwürdig gehalten hätten, sondern weil wir keine Ursache haben, Meletius zu verdammen. Wir hörten ja freilich vieles über die Brüder, glaubten es aber nicht, weil die Angeklagten ihren Anklägern nicht gegenüberstanden; steht doch geschrieben: „Und Gesetz richtet einen Menschen nicht, wenn man ihn nicht zuvor gehört S. 309 hat und erfahren, was er tut5.” Daher können wir, ehrwürdigster Bruder, noch nicht an sie schreiben und dürfen dazu auch nicht gezwungen werden. Deiner friedfertigen Gesinnung dürfte es aber wohl anstehen, nicht nach der einen Seite hin zu einigen, nach der andern Richtung zu trennen, sondern die getrennten Teile zur früheren Einheit zurückzuführen. Daher bitte sie zunächst, dann mahne sie nach Kräften, daß sie die Ehrsucht aus ihren Herzen entfernen und sich miteinander aussöhnen, um so der Kirche ihre Kraft wiederzugeben und den Übermut der Feinde niederzuschlagen. Auch das hat meine Seele recht erquickt, daß Deine Gewissenhaftigkeit zu den sonstigen trefflichen und genauen theologischen Erläuterungen hinzu auch die Notwendigkeit des Bekenntnisses von drei Hypostasen betont hat. Mögen also auch die Brüder zu Antiochien das von Dir lernen; jedenfalls aber haben sie es von Dir schon gelernt. Denn Du hättest offenbar die Gemeinschaft mit ihnen nicht aufgenommen, wenn Du nicht zuvor gerade in diesem Punkte Dich vergewissert hättest.