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Seitdem Neid und Streitsucht und die listige Gewalt der Schlange, welche stets durch den Reiz der Sinnlichkeit zu verführen und die Stärkeren gegen die Schwächeren aufzustacheln weiß, sich eingeschlichen haben, ist die Einheitlichkeit in Verschiedenheiten zerrissen und der Adel der Natur durch die Habsucht unter Zuhilfenahme despotischer Gesetze zerschnitten. Achte auf die anfängliche Einheit, nicht auf die spätere Zerrissenheit, auf das Gesetz des Schöpfers, nicht auf das des Tyrannen! Hilf, so gut du kannst, der Natur, ehre die ursprüngliche Freiheit, habe acht auf dich selbst, verhülle dem Geschlechte die Schmach, unterstütze die Kranken, tröste die Notleidenden! Bist du gesund und reich, dann lindere die Not des Kranken und Darbenden! Bist du selbst nicht gefallen, dann hilf dem in seiner Not, der S. 295 gefallen ist und in Bedrängnis lebt! Bist du vergnügt, dann stehe dem Trostlosen bei; bist du mit Gütern gesegnet, dann erbarme dich dessen, der im Unglück schmachtet! Zeige dich Gott dafür dankbar, daß du zu denen gehörst, denen es gut geht, und nicht zu denen, die der Wohltaten bedürfen, daß du nicht auf fremde Hände zu schauen brauchst, sondern vielmehr andere auf die deinigen schauen! Dein Reichtum soll nicht bloß in Hab und Gut, sondern auch in Frömmigkeit, nicht nur in Gold, sondern auch in Tugend, ja eigentlich in dieser allein bestehen! Suche durch Wohltun die Ehre des Nächsten zu übertreffen! Ahme Gottes Erbarmen nach und werde für den Notleidenden ein Gott!
