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Wir wollen daher nicht jeden Gesunden bewundern, aber auch nicht den Kranken verachten. Nicht wollen wir uns an den vergänglichen Reichtum hängen, mehr als recht ist, dem Vergänglichen mit dem Herzen ergeben und mit dem Vergänglichen gewissermaßen einen Teil der Seele verzehrend. Nicht wollen wir die Armut verfolgen, als wäre sie etwas ganz Abscheuliches und Fluchwürdiges oder als wäre in ihr ein Los zu sehen, das wir hassen müssen. Wir wollen es lernen, eine S. 303 törichte Gesundheit, deren Frucht die Sünde ist, zu verachten und eine heilige Krankheit zu ehren; wir wollen diejenigen schätzen, welche im Leiden gesiegt haben, und bedenken, in den Leidenden kann ein Job verborgen sein, der viel ehrwürdiger ist als die gesunden Menschen, mag er auch seine Geschwüre abschaben müssen1, mag er auch Tag und Nacht unter freiem Himmel darben, von Krankheit, dem Weibe und den Freunden bedrängt. Ungerechten Reichtum wollen wir zurückweisen, der schuld daran ist, daß der Reiche in den Flammen mit Recht leidet und um einen kleinen Tropfen Wasser zur Abkühlung bittet2. Dankbare und weise Armut wollen wir preisen; sie hat Lazarus gerettet und mit der Ruhe in Abrahams Schoß beschenkt.
