11.
Das Opfer der makkabäischen Brüder gibt sichereren Erfolg und ist herrlicher als das Opfer Jephthas1. Denn jenes war nicht wie dieses notwendig geworden durch ein übereiliges Versprechen und durch das Verlangen nach einem Siege, an dem man schon verzweifelte. Ihr Opferdienst war vielmehr freiwillig, und der einzige Lohn, den sie erwarteten, war die andere Welt. Ihr Opfer steht an Wert nicht hinter den Kämpfen Daniels zurück, der Löwen zur Speise vorgeworfen wurde, aber durch Ausstrecken der Hände die Tiere bezwang. Es ist nicht geringer als das der Jünglinge in Assyrien, welche im Feuer von einem Engel Kühlung erhielten, da sie, um das heimatliche Gesetz nicht zu übertreten, die unreine und unheilige Speise abgewiesen hatten. Es verdient auch nicht geringere Ehre als die Opfer, die erst Spätere um S. 320 Christi willen gebracht haben. Während diese, wie ich eingangs bemerkte, dem blutenden Christus nachfolgten und sich zu ihren Kämpfen von dem erhabenen, wunderbaren Opfer leiten ließen, das Gott für uns gebracht hatte, fehlten den makkabäischen Brüdern die zahlreichen und herrlichen Vorbilder der Tapferkeit. Ganz Judäa bewunderte ihre Standhaftigkeit, und es jubelte und erhob sich, wie wenn es selbst gekrönt worden wäre. Es handelte sich nämlich an jenem Tage in dem schwersten Kampfe, welcher die Stadt je bedroht hatte, darum, ob das Gesetz aufgehoben werden oder zu Ehren kommen solle. Das Martyrium der Brüder war ein kritischer Moment in der Geschichte des gesamten jüdischen Volkes. Selbst Antiochus mußte staunen, und sein Drohen verwandelte sich in Bewunderung. Selbst Feinde wissen nämlich, sobald sich ihr Zorn gelegt hat und die Macht der Tatsachen sich Geltung verschafft, die Tapferkeit an Männern zu bewundern. Antiochus zog daher unverrichteter Dinge ab. Seinen Vater Seleukus lobte er sehr, weil er das (jüdische) Volk achtete und den Tempel ehrte; dagegen macht er Simon schwere Vorwürfe, weil er sein Kommen, seine Grausamkeit und seine Schmach veranlaßt hatte2.
