17.
Doch suchen wir den Grund des Unglückes zu erkennen! Warum sind die Äcker ausgetrocknet, die Scheunen ihres Schmuckes beraubt, die Viehweiden verödet, die Landschaften so wenig lieblich, die Felder saftlos und voller Trauer? Warum wogt in den Tälern nicht das Getreide? Warum sind sie Tränentäler geworden? Warum träufeln uns nicht die Berge Süßigkeit, wie sie es später den Gerechten tun werden? Warum wurde ihnen Schmuck und Herrlichkeit genommen? Warum empfingen sie für die Verkehrtheiten den Fluch der Berge Gilboas1? Die ganze Erde ist geworden, wie sie in der Urzeit war, ehe sie sich noch mit Schönheit geschmückt hatte. „Du schautest nach der Erde und machtest sie trunken2.“ Aber dein Schauen war böse und die Trunkenheit verderblich. O, was müssen wir sehen! Halme müssen wir als Früchte ansehen. Was wir gesät haben, erkennt man nur noch an kleinen Überresten. Kaum heimsen wir soviel ein, um dem Herrn den Zehnten zu geben. Nicht so sehr die Garben als die Monate sagen uns, daß Erntezeit ist. So verhält es sich mit dem Reichtum der Gottlosen, mit den Feldern derer, welche Sünde säen. Ein altes Fluchwort sagt: Man schaut nach vielem aus, aber wenig heimst man ein3; man sät, ohne zu ernten, und pflanzt, ohne zu keltern4; wo zehn Joch S. 338 Ochsen arbeiten, erhält man nur einen einzigen Eimer5; man hört von herrlicher Ernte bei anderen, wird aber selbst von Not niedergedrückt. Woher kommt dies? Wo liegt die Ursache des Elendes? Warten wir nicht, bis uns andere anklagen! Seien wir selbst unsere Richter! Ein kräftiges Heilmittel gegen die Sünde ist das Bekenntnis und die Flucht vor dem Fall. Ich bin, wie ich es meinem Volke schon früher kundgetan habe, sein Führer und stehe auf hoher Warte. Gleichwie ich das Kommen des Schwertes nicht verheimlicht habe, um meine Seele und die der Zuhörer zu retten, so bekenne ich, des Volkes Sache zu meiner eigenen machend, seinen Ungehorsam in der Hoffnung, durch das Bekenntnis Erbarmen und Ruhe zu finden.
