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Œuvres Grégoire de Nysse (335-394) De oratione dominica orationes v. Das Gebet des Herrn (BKV)
Zweite Rede: "Vater unser, der du bist in dem Himmel!"

V

Wenn wir daher den Sinn so erhabener Gebetsworte recht erfaßt haben, so dürfte es an der Zeit sein, unsere Seele zu bereiten, daß wir es wagen dürfen, diese Worte in den Mund zu nehmen und in zutraulichem Freimut zu sprechen: „Vater unser, der du bist in dem Himmel!“ Doch wie es deutliche Kennzeichen der Gottähnlichkeit, durch die wir Kinder Gottes werden können ― „allen nämlich, die ihn aufnahmen“, heißt es, „gab er Macht, Kinder Gottes zu werden“ (Joh. 1, 12) ― so gibt es auch gewisse, dem bösen Wesen eigentümliche Zeichen, mit denen behaftet man unmöglich ein Kind Gottes ist, weil man das Abbild seines Widersachers an sich trägt. Willst du die Merkmale des bösen Abbildes erfahren? Der Neid, der Haß, die Verleumdung, der Stolz, die Habgier, die leidenschaftliche Begierde, krankhafter Ehrgeiz, diese und ähnliche Eigenschaften sind es, an denen man das Abbild des Widersachers erkennt. Wenn also jemand, dessen Seele mit solchen Flecken und Brandmalen verzerrt ist, im Gebete „Vater“ ruft, was für ein Vater wird auf ihn hören? Gewiß nur derjenige, welcher mit dem Rufer verwandt ist; dies ist aber nicht der himmlische, sondern der unterirdische; denn der, von dessen Sippe er die Zeichen an sich trägt, wird ganz genau seine Verwandtschaft an ihm erkennen. Daher wird das Gebet des schlechten Mannes, so lange er in der Schlechtigkeit verharrt, sogar zu einer Anrufung des Teufels; das Rufen dessen aber, der sich S. 112 von der Sünde losgesagt hat und ernstlich nach dem Guten strebt, gilt dem guten Vater im Himmel.

Wenn wir also vor Gott hintreten, wollen wir zuvor unser Leben prüfen, ob wir etwas der Gottesverwandtschaft Würdiges an uns tragen; nur in diesem Falle können wir den Mut fassen, so zu beten. Denn der, welcher uns angewiesen hat, zu Gott „Vater“ zu sagen, gestattet uns nicht, zu lügen. Wer demnach ein Leben führt, das dem Adel unserer göttlichen Verwandtschaft entspricht, darf allein getrost zur himmlischen Stadt sein Auge erheben, wenn er den König der Himmel Vater und die himmlische Glückseligkeit sein Vaterland nennt. Welchen Rat geben wir nun? Nach oben sollen wir schauen, wo Gott ist, dort das Fundament unseres Heilsgebäudes legen, dort Schätze sammeln, dorthin die Wohnung unseres Herzens verlegen! Denn, „wo dein Schatz, ist auch dein Herz“ (Matth. 6, 21). Immerdar sollen wir auf die Vollkommenheit des Vaters blicken und nach ihr unsere Seele ausstatten. „Es gibt kein Ansehen der Person“, sagt die Schrift (Röm. 2, 11). Von deiner Seele sei fern ein solcher Schmutz: von Neid ist das göttliche Wesen rein und von jedem Fehler der Leidenschaft; darum mögen auch dich derartige Leidenschaften nicht beflecken: weder Neid, noch Hoffart noch anderes dergleichen, was die Schönheit des göttlichen Abbildes in dir entstellen könnte. Wenn du so beschaffen bist, dann fürchte dich nicht, Gott mit vertrautem Namen anzureden und den Herrn des Alls deinen Vater zu nennen. Mit väterlichen Augen wird er auf dich herabsehen, dich bekleiden mit dem göttlichen Gewande und dir den Ring an den Finger stecken. Auch deine Füße wird er mit den Schuhen der frohen Botschaft rüsten zur Wanderung nach oben und dich wieder in das himmlische Vaterland zurückführen, ― in Christo Jesu, unserem Herrn, dem die Herrlichkeit und die Macht gebührt von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

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