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Works Gregory of Nyssa (335-394) Orationes VIII de beatitudinibus Acht Homilien über die acht Seligkeiten (BKV)
Sechste Rede: "Selig, die ein reines Herz haben; denn sie werden Gott anschauen."

II

Wenn daher zweifellos selbst jene, welche das Sehen Gottes als die menschliche Kraft übersteigend dargestellt haben, zur Seligkeit gelangten, die Seligkeit aber aus dem S. 212 Schauen Gottes fließt, dieses hinwiederum nur der Herzensreinigkeit zuteil wird, so ist Herzensreinigkeit, die uns die Seligkeit erwirbt, kein Ding der Unmöglichkeit. Wie kann man nun sagen, einerseits hätten die Freunde des Paulus mit ihrer Behauptung, das Sehen Gottes gehe über die Kraft der menschlichen Natur, nur die Wahrheit verkündet, andererseits widerstreite ihnen das Wort des Herrn nicht, das da verspricht, auf Grund der Reinheit des Herzens werde Gott geschaut? Es dürfte gut sein, hierüber einige Bemerkungen vorauszuschicken, damit dann die Erörterung über die übrigen Punkte unseres Themas desto leichter vor sich gehe. Was die göttliche Natur an sich, ihrem innersten Wesen nach ist, übersteigt jegliche Fassungskraft, weil sie für alle Vorstellungen unzugänglich und unerreichbar ist; noch immer ist für die Menschen keine Kraft ausfindig gemacht, um Unbegreifliches zu begreifen, noch immer kein Weg ersonnen worden, um Unerklärbares zu erklären. Deshalb nennt der große Apostel die Wege Gottes unaufspürbar und zeigt durch diese Wendung zur Genüge an, daß die menschliche Vernunft keinen Weg betreten kann, der sie zur Erkenntnis der göttlichen Wesenheit führen würde, weil von allen, die uns im Leben vorangegangen, noch keiner auch nur eine Spur eines Vorstellungsmittels für das hinterlassen hätte, was sich unserer Erkenntnis entzieht. Wenn aber Gott seiner Natur nach über jede Natur erhaben ist, so wird er auf andere Weise gesehen und erfaßt, wenn er auch an sich unsichtbar und unfaßbar ist.

Es gibt nun vielfache Arten solchen Erkennens. So kann man auf Grund der Weisheit, die sich im Weltall zeigt, schlußfolgernd denjenigen erkennen, der das Weltall in Weisheit geschaffen hat, ähnlich wie bei Menschenwerken ihr Hersteller gewissermaßen mit dem Geiste gesehen wird, weil er seine Kunst in sein Erzeugnis niederlegte; hiebei sieht man zwar nicht die Wesenheit des Künstlers selbst, sondern sein künstlerisches Können, das er in seine Arbeit legte; ebenso vermögen wir, wenn wir auf die Ordnung in der Schöpfung unser Augenmerk richten, in unserer Vorstellung kein Bild von der göttlichen Wesenheit hervorzurufen, wohl aber von der Weisheit dessen, der das All in solcher Weisheit erschuf. Und S. 213 wenn wir den Ursprung unseres Lebens erwägen und dabei beachten, daß Gott nicht gezwungenerweise, sondern aus freiem Wohlwollen zu unserer Erschaffung schritt, so können wir sagen, daß wir auch auf diesem Wege Gott anschauen, indem wir freilich nicht in sein Wesen, aber doch in seine Güte einen Einblick gewinnen. So können wir auch alles andere, was unseren Geist zu Vollkommenerem und Höherem führt, als ein Mittel zur Erkenntnis Gottes betrachten, da der Gedanke einer jeden größeren Vollkommenheit uns Gott vor Augen führt; denn die Macht und die Reinheit, die Unveränderlichkeit und das Freisein des Gegenteiligen ruft in unseren Seelen die Vorstellung irgendeiner göttlichen und erhabenen Eigenschaft hervor. Aus dem Gesagten ergibt sich, daß einerseits der Herr die Wahrheit spricht, wenn er der Reinheit des Herzens die Anschauung Gottes verhieß, andererseits Paulus nicht lügt, wenn er lehrt, niemand habe Gott gesehen und niemand könne Gott sehen. Denn Gott ist an und für sich unsichtbar, wird aber sichtbar in seinen Werken, insofern durch dieselben manche seiner Eigenschaften gesehen werden.

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Translations of this Work
Acht Homilien über die acht Seligkeiten (BKV)
Commentaries for this Work
Einleitung zur Schrift: „Über die Seligpreisungen."

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