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Œuvres Grégoire de Nysse (335-394) Orationes VIII de beatitudinibus Acht Homilien über die acht Seligkeiten (BKV)
Siebente Rede: "Selig sind die Friedfertigen; denn sie werden Kinder Gottes genannt werden."

V

Trotzdem darf niemand meinen, daß ich etwa den Zorn als das größte Übel hinstellen möchte, das die Feindschaft erzeugt. Nein, nach meinem Ermessen ist die Leidenschaft des Neides und der Falschheit noch schlimmer S. 228 als der Zorn und zwar in dem Maße schlimmer als versteckte Übel mehr zu fürchten sind als offen daliegende. Müssen wir uns ja auch am meisten vor jenen Hunden hüten, welche weder durch Gebell ihren Zorn verraten noch uns von vorne offen anfallen, sondern unter dem Schein der Ruhe und der Zahmheit auf den günstigen Augenblick lauern, wo sie uns ungesehen und unbeachtet beikommen können. Ähnlich verhält es sich mit der Krankheit des Neides und der Falschheit, bei denen im Innern, tief im Herzen, der Haß wie ein Feuer im Verborgenen glimmt, während voll Heuchelei die Maske der Freundschaft nach außen aufgesetzt wird. Wie nämlich das Feuer, das unter Spreu verborgen loht, anfangs nur im Innern die nächste Umgebung versengt, nach außen aber keine Flamme emporsendet, sondern nur einen beißenden Qualm, der mit Gewalt im Innern zurückgehalten wird, etwas aufsteigen läßt, und wie jedoch dann, wenn ein Luftzug hinzutritt, alsbald eine lichte, helle Flamme emporzüngelt, so frißt auch der Neid inwendig am Herzen wie das Feuer am dichten Spreuhaufen und verbirgt, von Scham ergriffen, seine Krankheit. Freilich gelingt es ihm nicht, sie vollständig verborgen zu halten, sondern jenem beißenden Qualme ähnlich, kommt seine Bitterkeit manchmal in schwachen Äußerungen an das Tageslicht. Wenn aber dem Beneideten ein Unglück zustößt, dann verrät er seine Krankheit deutlich durch die Freude und Lust, die ihm das Leid desselben bereitet.

Doch selbst solange es ihm gelingt, seine Leidenschaft zu verbergen, kommt sie durch Zeichen zum Vorschein, die sich seinem Antlitz einprägen. Die Todesanzeichen nämlich, welche wir bei Schwerkranken beobachten können, treten auch bei ihm auf, da er infolge des Neides hinzuwelken beginnt: starre Augen, die ausgetrocknet tief in den Höhlen liegen, Augenbrauen, die sich zusammenziehen, Knochen, die an Stelle des Fleisches hervorstechen. Und was hat die Erkrankung veranlaßt? Das Glück, das ein Bruder oder ein Verwandter oder ein Nachbar erlebt. Welch neue Art von Ungerechtigkeit liegt doch darin, daß man dem, dessen Glück einen ärgert, es zum Vorwurf anrechnet, daß er nicht S. 229 unglücklich ist. Wohlgemerkt, nicht in einem Übel, das er etwa erfahren hätte, erblickt der Neidische ein ihm angetanes Unrecht, sondern einfach in dem Umstande, daß der Nächste, der ihm gar kein Leid zufügte, lediglich seine Wünsche erfüllt sieht. Man möchte ihm zurufen: Was ist dir zugestoßen, du Unglücklicher? Warum härmst du dich ab und schauest mit giftigem Blick auf das Glück deines Nachbarn? Kannst du Vorwürfe gegen ihn erheben, wenn er von schöner Körpergestalt ist, wenn ihn Beredsamkeit ziert, wenn er durch seine Abkunft hervorragt, wenn er ein Staatsamt erlangt und sich nun im Glanze seiner Würde sehen läßt, wenn er Geld in großer Fülle besitzt, wenn sein Wort wegen seiner Einsicht hoch in Ehren steht, wenn er wegen seiner Wohltätigkeit allgemeine Achtung genießt, wenn er stolz auf Kinder sein kann, wenn er an seiner Gattin Freude erlebt, wenn er wegen seiner reichen Einkünfte ein vornehmes Haus führt? Warum bohren denn diese Vorzüge deines Nächsten sich wie spitze Pfeile in dein Herz? Du schlägst die Hände zusammen und verschränkst die Finger, bist von beängstigenden Gedanken verfolgt und stoßest tiefe und schmerzliche Seufzer aus, vergällt ist dir der Genuß deiner Güter, unschmackhaft dein Tisch und trübselig dein Heim. Wird der Glückliche, den du beneidest, verleumdet, so bist du ganz Ohr; wenn er dagegen gelobt wird, so willst du kein Wort davon hören. Obwohl deine Seele in einem derartigen Zustande ist, warum verhüllst du durch Heuchelei ihre Krankheit? Wie kannst du dir die Maske der Freundschaft aufsetzen, indem du heuchlerisch großes Wohlwollen zur Schau trägst? Warum begrüßest du deinen Nächsten mit freundlichen Worten, als ob du nichts sehnlicher verlangtest als sein Glück und sein Wohlergehen, während du im tiefsten Herzen auf ihn das gerade Gegenteil herabwünschest? ― So machte es Kain, der da in Wut geriet wegen des Wohlgefallens, das sein Bruder Abel bei Gott gefunden: Der Neid, den er im Herzen hatte, trieb ihn zum Morde und Heuchelei leistete Beihilfe. Indem er sich nämlich den Anschein der Liebe und Freundlichkeit gab, gelang es ihm, den Bruder aus dem Bereich der Eltern, die dem Abel hätten beistehen können, fort auf das Feld zu S. 230 führen; und jetzt riß er den Schleier weg, den er über den Neid gedeckt hatte.

Wer also eine so schlimme Krankheit aus dem Leben der Menschen beseitigt und sie, die doch dem nämlichen Geschlechte angehören, durch das Band des Friedens und des Wohlwollens aneinanderkettet und zu erquickender Eintracht veranlaßt, vollbringt dieser nicht ein Werk von wahrhaft göttlicher Kraft, indem er das Elend des Erdenlebens entfernt, dagegen Gütergemeinschaft einführt? Deshalb wird der Friedfertige Kind Gottes genannt, weil er den wahren Sohn Gottes nachahmt, der ebenfalls die genannten Gnaden dem Menschenleben erwies. Darum „selig die Friedfertigen; denn sie werden Kinder Gottes genannt werden.“

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Traductions de cette œuvre
Acht Homilien über die acht Seligkeiten (BKV)
Commentaires sur cette œuvre
Einleitung zur Schrift: „Über die Seligpreisungen."

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