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Doch unsere Gegner ruhen nicht. Sie erwidern: Das ist ein schöner Gott, der Gott des Gesetzes, der die Ägypter betrog und sein Volk beim Auszuge aus dem Lande Ägypten rauben lehrte. Aber jene Toren bedenken nicht, daß bei Gott nichts unvergolten bleibt, daß seine Urteile gerecht sind und er seiner nicht spotten lasse. Was meinten denn wohl die Ägypter, da sie die Juden anhielten, umsonst zu arbeiten, und zwar nicht nur einige Jahre, sondern durch 215 Jahre, wozu noch die 215 Jahre kommen, welche unter Joseph verflossen sind1 . Wie dem Abraham und seinem Samen ein Aufenthalt von 40 Jahren in der Fremde war verkündet worden mit den Worten: „Dein Samen wird fremd sein im fremden Lande“2 , so geschah es auch wirklich. Nur teilte Gott in seiner übergroßen Güte die Jahre der Wanderschaft in zwei Teile und ließ sie 215 Jahre in Kanaan verleben, die restierenden 215 Jahre aber verteilte er auf den Aufenthalt in Ägypten3 . Die Zahl dieser Jahre läßt sich S. 169auf folgende Weise berechnen4 : Abraham zählte damals 75 Jahre; es sind daher vom fünfundsiebzigsten Jahre des Abraham bis zur Geburt Isaaks 25 Jahre. Isaak zeugte den Jakob im Alter von 60 Jahren, gibt zusammen 85 Jahre. Jakob zeugte mit 89 Jahren den Levi, das sind im Ganzen 174 Jahre. Levi zeugte 44 Jahre alt den Kaath, und im siebenundvierzigsten Jahre des Levi zog Jakob nach Ägypten; gibt im Ganzen 211 Jahre wozu noch die 4 Jahre nach dem Einzüge in Ägypten kommen, was zusammen 215 Jahre gibt Von da an rechnet man weitere 215 Jahre des Aufenthaltes der Israeliten in Ägypten. Kaath nun zeugte nach der Wanderung nach Ägypten im fünfundsechzigsten Jahre seines Alters den Vater des Moses, Abraham [Amram], daher sind es vom funfundsiebzigsten Jahre des ersten Abraham bis zur Geburt des zweiten 280 Jahre; seit dem Einzüge in Ägypten aber 65 Jahre. Abraham erzeugte im Alter von 70 Jahren den Moses, mithin sind es vom älteren Abraham 350 Jahre, seit der Einwanderung aber S. 170135 Jahre. Moses zog in seinem dreißigsten Jahre aus Ägypten durch das Rote Meer, was vom älteren Abraham an 380 Jahre, seit der Einwanderung aber 565 Jahre gibt. Die übrigen 50 Jahre verbrachten sie nach dem Durchzuge durch das Rote Meer bis zur Ankunft in Palästina nicht wegen der Länge des Weges, sondern wegen der Kämpfe und Hindernisse seitens der auf der Wegstrecke wohnenden Völkerschaften. Es sind daher vom fünfundsiebzigsten Jahre des alten Abraham, in welchem ihm die Verheißung gegeben wurde, bis zu Moses und der Ankunft der Söhne Israels in Palästina 430 Jahre, vom Eintreffen in Ägypten aber bis zur Ankunft in Palästina 215 Jahre5 .
Holl bemerkt unter Hinweis auf die Angaben bei J. Africanus, Hippolyt, Eusebius: „E. weicht... von allen ab und hat seine Quelle entweder mißhandelt oder bereits verderbt vor-gefunden.“
„Gemeint kann nur Sein die Zeit, die Joseph vor Jakobs Ankunft in Ägypten zubrachte. Dafür gibt E. sonst keine Zahl. Eusebius setzt 22 Jahre an.“ [Holl.]. ↩
Gen. 15, 13. ↩
Die LXX und jene Väter, welche derselben folgen, darunter unser Epiphanius, beschränken den Aufenthalt der Israeliten in Ägypten auf 215 Jahre; denn sie rechnen zu den 400 Jahren des Aufenthaltes in der Fremde und der Bedrückung, von welchen Gen. 15, 13, Exod 12, 40, Ezech. 4, 5, Act. 7, 6 sprechen, den Aufenthalt der Patriarchen in Kanaan [215 Jahre] hinzu! Die Detailrechnung stellt sich dann so: Der hl. Paulus gibt im Galaterbrief 3, 16. 17 an, daß von der Verheißung [ἀπὸ τῆς εὐαγγελίας] bis zur Gesetzgebung 480 Jahre gezählt seien. Dem Abraham wurde die erste Verheißung eines Sohnes mit 75 Jahren zuteil; den verheißenen Sohn bekam er mit 100 Jahren. Isaak zeugte 60 Jahre alt den Jakob, dieser kam 130 Jahre alt nach Ägypten. Rechnet man nun die Jahre von der Verheißung des Segenserbens bis zur Ankunft in Ägypten zusammen, so erhält man 215 Jahre: 25 Jahre von der Verheißung des Isaak bis zur Geburt desselben, 60 Jahre des Lebens Isaaks, da Jakob geboren wird, 130 Jahre des Altere Jakobs, da er nach Ägypten kommt, 215 Jahre.[W.] ↩
Da die folgende Berechnung nicht stimmt, schlägt Holl vor, im folgenden statt der Zahlen 89, 44, 47 zu schreiben: 85, 40, 41. ↩
Über die Urzeit vgl. Euringer Seb : Die Chronologie der biblischen Urgeschichte [Gen. 5 und 11] Bibl. Zeitfr. II. 11, Münster i. W. 1909. ↩
