9.
Wehe über diesen Irrtum, o diese Blasphemie! Woher ist denn wieder ins Leben getreten dieser neue Unglaube, oder wie ich lieber sagen möchte, dieser Falschglaube. Denn schlimmer ist der Falschglaube als der Unglaube. Wer nichts glaubt, braucht nur den Glauben anzunehmen, um bekehrt zu sein, wer S. 23aber einen falschen Glauben hat, ist unbekehrbar, schwer zu retten, wenn nicht irgendwie die Gnade von oben ihn heimsucht. Auch der hl.Petrus sagt zu Ananias: „Warum hat euch der Satan versucht, dem Hl. Geist zu lügen?„ Und er fügt hinzu: „Du hast nicht Menschen gelogen, sondern Gott“1 . Also ist Gott aus dem Vater und Sohn der Geist, welchem logen diejenigen, die vom Kaufpreis etwas unterschlugen, — wie ja auch Paulus mit diesem Wort übereinstimmt, wenn er sagt: „Ihr seid ein Tempel Gottes, und der Geist Gottes wohnt in euch„2 . Also ist der Geist, wie schon bemerkt, Gott. Denn deswegen werden jene heiligen Menschen, in welchen der Hl. Geist wohnt, ein Tempel Gottes genannt. So bezeugt es uns der Fürst der Apostel, welcher gewürdigt wurde, vom Herrn selig gepriesen zu werden, „weil ihm der Vater geoffenbart hat“3 . Ihm hat ja der Vater den wahren Sohn geoffenbart, und er wird deshalb selig gepriesen, den Hl. Geist aber offenbart er selbst. So geziemte es sich ja für den ersten der Apostel, den festen Fels, „auf welchem die Kirche Gottes erbaut ist, und gegen den die Pforten der Hölle nichts vermögen„4 . Unter den Pforten der Hölle sind aber die Häresien und die Häresiarchen zu verstehen. Denn allerweise ist in ihm der Glaube gesichert worden, der die Schlüssel des Himmelreiches erhielt und der auf Erden löset und im Himmel bindet. In ihm kann man all die subtilen Fragen über unseren Glauben [dargestellt] finden. Er ist es, der dreimal verleugnet hat und dreimal sich verflucht hat, ehe der Hahn krähte. Denn um seine überfließende Liebe zum Herrn zu zeigen, hatte er mit Zuversicht beteuert: „Wenn auch alle dich verleugnen sollten, so werde ich dich nicht verleugnen“5 , und hiermit bekannte er ihn als wahren Menschen. Petrus ist es ferner, der auf den Ruf des Hahnes weinte, um so anzudeuten und zu bekennen, daß der Sohn Gottes nicht etwa nur zum Scheine, sondern wirklich gefangen S. 24genommen worden sei, und ihn so, indem er über seinen Verrat und die Gefangennehmung des Herrn weinte, als wahren Menschen bekenne. Petrus war auch der Genosse dessen, „welcher an der Brust des Herrn lag„6 . Dieser lernte vom Sohne und erhielt von ihm die Tiefe der Erkenntnis und offenbarte sie. Jenem aber gab es der Vater ein, als er die Festigkeit des Glaubens grundlegte [durch sein Felsenbekenntnis]. Petrus ist es auch, welcher nach seiner Berufung im Schiffe auf dem See Tiberias leicht geschürzt fischte, und zu welchem der Jünger, den Jesus lieb hatte, auf das Wort des Erlösers: „Kinder, habt ihr nichts zu essen?“ und: „Werfet zur Rechten eure Netze aus, und ihr werdet fangen„, als alle über diese Worte staunten, sagte: „Der Herr ist es“7 ; Mensch zwar nach dem Fleische von Maria, geboren in Wahrheit und nicht nur dem Fleische nach, zugleich aber auch Gott und Geist aus dem Himmel vom Vater gekommen. Petrus ist es, der vom Herrn vernahm: „Petrus, weide meine Lämmer!„8 , welchem die Herde anvertraut worden ist, der sie in der Kraft Gottes selbst gut leitet, welcher die Menschheit Christi bekannte, welcher in Wahrheit über den Sohn mitteilt, was er vom Vater empfangen, welcher den Hl. Geist bezeichnet und seine Würde in der Gottheit, welcher dem Paulus und dem Barnabas zugleich mit Jakobus und Johannes die Rechte reichte zum Zeichen der Gemeinschaft9 , „auf daß durch drei Zeugen jedes Wort bestehe“10 .