18.
Deswegen forsche nicht nach dem Unerforschlichen1 , sondern ehre den Sohn, um den Vater zu ehren. Wenn es aber ferner von Gott heißt: „Niemand ist gut als nur einer, nämlich Gott„2 , so sollst du deswegen, weil der Sohn den Vater besonders zu ehren diesen Ausspruch tat, dich nicht vermessen, den Sohn etwa für nicht gut zu erklären. Denn nicht um zuzugeben, daß er selbst nicht gut sei, nennt er den Vater gut; im Gegenteil, er zeigt sich um soviel besser, indem er seinem Vater die Ehre gibt, so daß man also aus der Güte des Vaters ableiten kann die Erkenntnis der Güte des Sohnes, der S. 36von dem guten Vater Gott gezeugt ist. Es ist seitens derjenigen, welche so etwas von dem Sohne zu sagen wagen, das Zeichen eines großen Unverstandes, wenn man sich auch darauf beruft: „Einer ist nur gut, Gott.“ An vielen Stellen lehrt uns die göttliche Schrift, [wie das zu verstehen sei]. Sie redet von einem „armen und klugen Knaben und nennt ihn gut„3 , und anderswo: „Samuel war gut vor Gott und den Menschen“4 , und wieder: „Gut war Saul, des Kis Sohn aus dem Stamme Benjamin, um eine Schulter und mehr höher als ganz Israel„5 , und: „Es ist gut, zu gehen in das Haus des Schmerzes mehr als des Trankes“6 , ferner: „Öffne, o Herr, den Himmel, deinen guten Schatz„7 , und: „Die Rede ist gut über ein Geschenk“8 , und: Besser ein lebender Hund als ein toter Löwe„, „Besser zwei als einer“, „Besser ist der Rede Schluß als der Anfang„9 . „Wenn ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben zu geben wisset“10 , wo er von Fisch und Brot redet. Wie kann man nach alledem zu behaupten wagen, daß der Sohn, indem er die Güte des Vaters betont, seine eigene in Abrede stelle und nicht vielmehr die Güte des Vaters mit überschwänglicher Ehre hervorheben wollte? Er sah nämlich, daß der, welcher zu ihm sprach: „Guter Meister„11 , nicht so sehr aus dem Herzen als nur mit dem Munde es sprach, und er wollte ihm beweisen, daß er seiner Lippenrede nicht traue, sondern das Herz durchforsche, wie er ja auch an anderer Stelle sagt: „Was sagt ihr zu mir: Herr, Herr, und tuet doch meine Worte nicht?“12 So wollte er ihn überführen. Er hatte ihn einen guten Meister genannt, verharrte aber nicht im Glauben an ihn, im Vertrauen auf seine Wesensgüte.