29.
Du darfst auch nicht den böswilligen Einwand machen: Der Vater sprach allerdings zum Sohne: „Lasset uns machen“, der Sohn aber sprach nicht zum Vater: „Lasset uns machen“, auch sagt der Sohn nicht: ich wirke und mein Vater wirkt, sondern den Vater stellt er voran im Reden wie im Handeln. Das hieße ich denn doch töricht daherreden, denn damit wolltest du die Gottheit als eine Mehrheit von Urprinzipien denken. Es ist aber nur e i n Urprinzip und dies ist die eine Gottheit, nirgends aber sagt der Sohn dort [= im A. T.]: mein Gott. Ich konstatiere das, nicht als ob der Sohn die dem Vater gebührende Ehre anstreiten wollte, sondern im Sinne des innergöttlichen Verhältnisses. Und wiederum heißt es: „Es hörte Adam Gott im Paradiese wandeln in der Abendkühle“1 . Nirgends ferner sagt der Sohn „meinen Gott“ und „euren Gott“, sondern er nennt ihn hier Gott schlechthin. Und abermals: „Und es sprach Gott zu Noe“ — wirklich nirgends findet sich diese Redeweise —, „und es erschien“, heißt es, „Gott dem Abraham, da er bei der Eiche in Mambre saß und siehe: drei Männer, und er neigte sich zur Erde und sprach: Wenn ich Gnade vor deinen Augen gefunden habe“2 , damit bezeichnet er den Einen als Gott, seine zwei Begleiter aber als seine Engel. In diesem Sinne heißt es auch: „Und es ging Gott von Abraham fort.“ Er selbst aber, der zu Abraham gekommen war, redet ihn also an: „Kann ich meinem Knechte Abraham etwas verbergen? Der Ruf von Sodoma und Gomorrha“, fährt er fort, „hat das Maß voll gemacht vor mir.“ Und so weiter. Und nirgends findet sich in diesen Zeiten die Wendung „mein Gott“ und „euer Gott“. „Und es kamen die zwei Männer nach Sodoma“3 , [„Zwei“], denn der dritte war nach der Trennung von Abraham S. 51zum Himmel aufgestiegen, weg von den zwei, die zum Strafgericht nach Sodoma gegangen waren. Von dem, der in den Himmel aufgestiegen war, sagt die Schrift weiter: „Und der Herr ließ regnen über Sodoma und Gomorrha Schwefel und Feuer vom Herrn.“ Und es bedurfte nicht jener Worte: „Mein Gott“ und „euer Gott“. Ebenso sagt Moses in seinem Gesange: „Und alle Engel Gottes sollen ihn anbeten“4 . Wenn die Schrift sagt: „Engel Gottes“ und „Feuer vom Herrn“, und nicht einfach „Engel“, so tut sie das, um zu zeigen, daß das Reich des Vaters und des Sohnes eines sei, da die Engel nicht in einzelne Reiche abgeteilt werden, sondern einfach Engel Gottes sind, die den Sohn anbeten, eben weil er Gott ist. Denn die Engel beten sich nicht gegenseitig an. Auch hier heißt es nirgends „mein Gott“ und „euer Gott“.