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Works Epiphanius of Salamis (315-403) Ancoratus Der Festgeankerte (BKV)
Brief

34.

Daß aber der Logos wirklich Leib und Seele angenommen habe, davon sollten sie sich aus den heiligen Schriften des Alten und und Neuen Testamentes überzeugen. Denn schon David redet von ihm und Petrus stimmt ihm bei mit folgenden Worten: „Du wirst meine Seele nicht im Totenreiche lassen und deinem Heiligen die Verwesung nicht zu schauen geben“1 . Es soll daraus die zusammengesetzte Natur des Gott-Menschen erkannt werden und uns ein klares Verständnis darüber aufgehen; ferner will er dartun, daß die Seele mit der Gottheit in jenen drei Tagen abgeschieden gewesen sei2 S. 59auch will er zeigen, daß das Fleisch des Erlösers heilig war und daß die Gottheit mit der Seele in der Vorhölle, wo sie nicht zurückgehalten werden konnte, das Mysterium [unserer Erlösung] vollendet habe. Dazu kommt noch ein anderes Zeugnis, das so lautet: „Unter den Toten frei“3 Der Ausdruck “frei„ soll anzeigen, daß das Totenreich keine Gewalt über ihn habe, sondern daß er freiwillig mit der Seele bis in die Vorhölle hinabgestiegen sei. Petrus ergänzt: “Da es ja unmöglich war, daß er sollte von ihr gehalten werden„4 , das ist vom Totenreiche. Und der Heiland selbst sagt: “Ich habe Macht, meine Seele zu nehmen und sie hinzugeben„5 , und wiederum: “Ich bin der gute Hirte, der seine Seele gibt für seine Schafe„6 ; “Meine Seele ist betrübt„, spricht er, “und was soll ich sagen?„7 — wie im Zweifel redend: was soll ich sagen —, “Vater, rette mich aus dieser S. 60Stunde; aber deshalb kam ich ja in dieser Stunde„, womit er anzeigt, daß seine Gottheit freiwillig in diese Lage gekommen ist. Das Wort: “Meine Seele ist betrübt„, wird deshalb gebraucht, um jeden Zweifel abzuschneiden, daß er die menschliche Natur wahrhaft und wirklich angenommen habe; denn nicht nur dem Scheine nach war er Mensch. Aber gerade so wie ein großer König, der einen Krieg führt gegen einen Schwächeren und dabei wohl einsieht, daß der Feind, wenn er ihn mit großer und starker Heeresmacht heranziehen sieht, einer Schlacht ausweichen, die Flucht ergreifen und viele Lande seiner Untertanen verwüsten wird, denselben klug durch Kriegslist und Scheinmanöver täuscht, sich abwendet und flieht, bis der Feind ermutigt ihn angreift und verfolgt, weil er den König für feig und ohnmächtig hält, während hingegen der König sich plötzlich umwendet und den schwachen Feind vollständig unterwirft, — so fürchtete auch unser Herr den Tod nicht, er, der noch vor seinem Leiden auf seiner Wanderung andeutete, des Menschen Sohn werde überliefert und gekreuziget werden, am dritten Tage aber wieder auferstehen. Und da Petrus zu ihm sprach: “Herr, schone deiner selbst, das soll dir nicht widerfahren„8 , da schilt ihn Christus mit den Worten: “Weiche zurück, Satan, weil du nicht auf das, was Gottes ist, sinnest, sondern was des Menschen ist.„ Wie konnte nun Christus, der dies vorausgesagt, ja der eben deswegen gekommen war, später flehen, daß der Kelch an ihm vorübergehe, ohne daß er ihn trinke? Er, der über seinen Tod sprach, lange ehe er eintrat, durfte schon aus dem Grunde nicht bitten, daß der Kelch an ihm vorübergehe, damit er nicht als Lügner befunden würde. Aber er fordert dergestalt den Widersacher heraus, damit, während dieser meint, der Erlöser fürchte den Tod, er ihm den Tod brächte zum Heile der Sterblichen9 auf Grund des Heilsplanes. Aber auch wenn du hörst, daß der Herr gestorben ist, so merke S. 61wohl, wovon das Todesleiden sich erfüllt hat. Petrus, der Fürst der Apostel, erklärt uns das ganze Bekenntnis seines Todes; er sagt: “Getötet nach dem Fleische, lebendig gemacht nach dem Geiste"10 . Denn seine Gottheit, die das Leiden im Fleische annahm, ist leidensunfähig und war leidensunfähig und blieb leidensunfähig, da die Leidensunfähigkeit sich nicht verwandelt hatte und seine Ewigkeit nicht ausgeschöpft wurde.


  1. Ps. 15, 10 u. Apg. 2, 27. ↩

  2. ψυχὴν ...σὺν θεότητι τῷ τριημέρῳ ,.. συγκατατεθεῖσθαι,[Migne gr. 43, 77 C]. Unser Glaube lehrt, „daß dieselbe Person Christi zur nämlichen Zeit in der Vorhölle gewesen sei und im Grabe gelegen habe .... weil die Gottheit niemals weder von der Seele noch vom Leibe getrennt gewesen ist, wenn auch die Seele den Körper verlassen hat.“ [Cat. Roman, articul. V. n. 2]. In einer Anmerkung zu Expos. fid. n. XVII unternimmt Vezzosi unter Berufung auf ähnliche „Rettungen“ des hl. Hilarius und Augustinus auch bezüglich unseres Kirchenvaters den Nachweis, daß er nicht lehre: die Gottheit sei vom Leichnam Jesu getrennt gewesen. — Die kritischen Stellen sind außer der obigen folgende: Haer. 20. n. 2: „[Christus] wird begraben, steigt hinab in die Unterwelt mit Gottheit und Seele, ... steht wieder auf am dritten Tage mit eben dem hl. Leibe, nachdem er den Leib mit der Gottheit verbunden, so daß er nicht mehr davon losgelöst werden, nioht mehr leiden, nicht mehr vom Tode besiegt werden konnte ...“ Die Anakephalaiosis gibt Migne gr. 42, 849 C dasselbe wieder: . . . θάπτεται, κατέρχεται. εἰς τὰ καταχθόνια ἐν θεότητι και\ ἐν ψυχῇ ...καὶ ἀνίσταται τριήμερος σὺν αὐτῷ τῷ ἁγίῳ Πνεύματι, συνενώσας τὸ σῶμα τῇ θεότητι, μηκέτι λυόμενον, μηκέτι πάσχον, μηκέτι ὑπο τοῦ θανάτου κυριευόμενον. Haer. 64. n. 62 schildert E. den Todeskampf der menschlichen Natur Jesu: Ὁρῶσα ἤδη τὴν θεότητα σὺν τῇ ψυχῇ κινουμένην ἐπὶ τὸ καταλεῖψαι τὸ ἅγιον σῶμα . . . [ib. 305 D.] — Expos. fid. XVII: τοῦ σώματος ταφέντος ἐν ἀληθείᾳ καὶ ἀψύχου μείναντος τὸ τριήμερον .... συγκλεισθέντος διὰ τοῦ λίθου .... οὐχὶ τῆς θεότητος συγκλεισθείσης, οὐ τῆς θεότητος ταφείσης, συγκατελθούσης δὲ τῇ ψυχῇ τῇ ἁγίᾳ. εἰς τὰ καταχθόνια, .... ἀνελθούσης σὺν τῇ ψυχῇ [ib. 813 C.]. — Die Versuche einer Harmonisierung dieser Stellen mit dem angeführt«n Satz aus dem Cat. Rom. müssen den einfachen Wortsinn allzusehr biegen. Man mag also dem klaren Zeugnis des hl. Johannes Damascenus in diesem Punkte: ἀλλ’ ἡ θεότης ἀχώριστος ἀμφοτέρων διέμεινεν, — etwa noch das des hl. Athanasius, Gregor von Nyssa u. a. fügen, aber nicht das des hl. Epiphanius. Daß letzterer wirklich eine Trennung der Gottheit vom Leichnam Christi annahm, ergibt sich im Zusammenhalt mit obigen Stellen auch aus c. 51 des "Festgeankerten“, wo Vezzosi anläßlich des Vergleiches des Leibes Christi mit dem ναός, den der König verlassen kann, sich zu der Bemerkung veranlaßt sieht: De filio Dei simile aliquid dicere non possumus, eo quod nusquam divinum Verbum dimisit, quod semel assumpsit [Migne gr. 43, 106 D.]. ↩

  3. Ps. 87, 6. ↩

  4. Apg. 2, 24. ↩

  5. Joh. 10, 18. ↩

  6. Joh. 10, 11. 15. ↩

  7. Ebd. 12, 37. ↩

  8. Matth. 16, 21—23. ↩

  9. Uns kann diese Deutung, welche das ergreifendste Gebet, das je zum Himmel drang, zu einem Scheinmanöver macht, um den Satan zu täuschen, nur befremden. ↩

  10. 1 Petr. 3, 18. ↩

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