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Werke Epiphanius von Salamis (315-403) Ancoratus Der Festgeankerte (BKV)
Brief

36.

Wenn nun Christus Seele und Leib angenommen hat, wie gezeigt worden ist, so war die Gottheit des Logos durchaus nicht dem Wesen des Vaters untergeordnet und in die Schranken menschlichen Empfindungslebens eingeengt, so daß sie etwa Durst und Müdigkeit und Hunger und all die andern menschlichen Bedürfnisse erduldet hätte. Man kann daher auch daraus, daß es in der Hl. Schrift heißt: „Er ermüdet nicht, und unergründlich ist seine Weisheit“1 , vom Sohne aber gesagt wird, daß er ermüdet gewesen sei, keinesfalls den Schluß ziehen, daß der vom Himmel herabgestiegene Logos nicht aus dem Wesen des Vaters hervorgegangen sei. Denn nicht im Himmel ermüdete er, sondern im Fleische. Er mußte ja dem Fleische nach ermüden, damit man einsehe, er habe nicht etwa nur dem Scheine nach, sondern in Wahrheit das Fleisch angenommen. S. 63Auch alles andere, was hierher gehört, wie das Übernachten, Schlafen und die betastbare Erscheinung sind Kennzeichen seiner menschlichen Natur. Das alles hat er auf sich genommen und ist so „als Mensch befunden worden“. „Wir haben den Messias gefunden, von welchem Moses geschrieben hat“2 . Sie fanden ihn aber nicht seinem unbegreiflichen Wesen nach, sondern nach seiner sinnenfälligen, d. h. seiner leiblichen Natur; da er auf Grund seiner unbegreiflichen Natur nicht gefunden wurde, deshalb wird er von den Schriftgelehrten ergriffen und gab „seinen Leib den Geißelhieben preis und wandte sein Antlitz nicht ab von jenen, die ihn verspotteten und anspien“3 , er weinte und was sonst noch über ihn geschrieben steht. Könnte aber jemand den Gott-Logos im Himmel geißeln oder schlagen oder anspeien, ihn, den Unaussprechlichen und Unbegreiflichen? Wenn aber das alles der leidensunfähige Logos Gottes erduldet hat, so muß das Leiden notwendigerweise dem Leibe zukommen, außerhalb der leidensunfähigen Natur liegen, und doch wieder nicht außerhalb: wegen seiner bereitwilligen Zustimmung wird das Leiden ihm zugerechnet, obwohl er [seiner göttlichen Natur nach] nicht gelitten hat. Und geradeso wie ein Flecken im Kleide den Leib des damit Bekleideten zwar nicht verunstaltet, aber doch dem Träger zugeeignet wird, so hat auch Gott im Fleische gelitten, obgleich seine Gottheit nicht litt. Aber der Gottheit ist das Leiden des von der Gottheit getragenen Fleisches zugerechnet, damit in der Gottheit uns das Heil erstehe.


  1. Is. 40, 28. ↩

  2. Joh. 1, 41. 45. Der folgende Satz ist sinngemäß ergänzt. ↩

  3. Is. 50, 6. ↩

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