47.
Um nun diejenigen, welche so denken, zu überzeugen, will ich zwar nicht etwas Gleichwertiges anführen, aber doch gleichnisweise ihrer schlimmen Wehr begegnen; [nur gleichnisweise, denn:] das Geschöpfliche steht ja unsäglich, unendlich weit ab vom Herrn. Es pflegen nämlich Menschen in der Wüste, wenn sie Feuer brauchen, ein Glasgefäß mit Wasser zu füllen und irgendeinen leicht entzündbaren Stoff aus Flachsfäden oder Wergbündel den Strahlen der Sonne gegenüber anzubringen. Die Sonnenstrahlen nun beleuchten durch S. 78das Glas den darunter angebiachten Stoff, der alsbald von dem Feuer der Sonne ergriffen Feuer fängt. Kann man nun etwa sagen, daß wegen der Mitteilung von Feuersubstanz ein Teil von der Sonne losgetrennt wird, oder daß die Sonne aufhört oder vermindert wird? Wenn nun hier die Sonne, die doch ein Geschöpf ist, nicht vermindert wird, um wieviel mehr muß der unendliche, unbegreifliche und unbefleckte Gott, der ein Geist ist und den unaussprechlichen und unbegreiflichen und unvergänglichen Gott-Logos aus sich erzeugt, denselben in völliger Unversehrtheit ohne irgendwelche Veränderung oder Abtrennung oder Verminderung, sondern selbst vollkommen den Vollkommenen in Vollkommenheit erzeugen! Man kann aber vermöge der Natur des Feuers viele Lichter von einer Flamme anzünden, ohne daß das erste vermindert wird, es kann aber auch hienieden darum ebendieselbe Substanz aus vielen einzelnen Lichtern oder Fackeln bestehen. So ist's aber keineswegs bei Gott. Denn der Logos ist nicht erst hinzugekommen und mit dem Vater eins geworden, sondern der Vater ist Vater und der Sohn Sohn und der Hl. Geist Hl. Geist.