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Werke Epiphanius von Salamis (315-403) Ancoratus Der Festgeankerte (BKV)
Brief

58.

Adam wurde, wie wir schon oben erwähnt, in das Paradies versetzt und aß dort vom Baume. "Das Paradies war", wie die Schrift erzählt, "in Eden gegen Sonnenaufgang. Und eine Quelle erhob sich in Eden"1 . S. 92Bemerkenswert ist, daß es nicht heißt: Es kam eine Quelle herab. So wird deshalb gesagt, damit wir nicht etwa meinen, daß Eden im Himmel sei. In diesem Falle müßte es heißen: Es kam eine Quelle herab. Weiter heißt es: "Ein Fluß geht aus von Eden [auch hier heißt es nicht kommt herab von Eden]. Dieser teilte sich in vier Hauptströme. Der Name des ersten ist P h i s o n." Diesen Phison nun sehen wir noch in unseren Tagen. Denn Phison ist der Ganges, wie er bei den Indiern und Äthiopiern heißt, oder der Indus, wie ihn die Griechen nennen. Dieser umfließt das ganze Land Evilat, nämlich das große und das kleine, mit einem Wort das Gebiet der Elymäer, durchläuft das große Äthiopien2 in südlicher Richtung und mündet endlich innerhalb Gades in das große Weltmeer. Der zweite Fluß ist der G e o n. Dieser ist gleichfalls keine leere Allegorie, wir können ihn mit unseren Sinnen wahrnehmen. Denn es ist derselbe Strom, welcher aus Äthiopien kommend das kleine Äthiopien, das anubitische Gebiet, Blamyen und Axumitis durchströmt, Thebais und Ägypten überschwemmt, und sich endlich in unser Meer ergießt. So jemand dies unglaublich finden möchte, lese er nur bei Jeremias die Stelle: "Was soll's euch in dem Lande Ägypten, um zu trinken das Wasser des Geon, das trübe?"3 Den dritten Strom nennt die Schrift "T i g r i s"4 ; das ist derselbe, der aus dem Gebiete der Assyrier kommt. Er durchschneidet einzelne östliche Gebiete, verliert sich aber dann unter der Erde. Er hat seine Quellen in Armenien im Gebiete der Kardiäer und Armenier, verschwindet, erscheint nochmals und durchschneidet das Gebiet der Assyrier. Der vierte Fluß ist der E u p h r a t. Auch er versiegt in derselben Weise wie der Tigris, entsteht in Armenien und berührt Persien. Ist nun das Paradies nicht sinnlich zu verstehen, so ist auch keine Quelle, daher kein Strom, und nicht existieren die vier genannten Hauptströme. Wenn es keinen Phison gibt, so gibt S. 93es auch keinen Geon, und wenn der Tigris nicht existiert, so ebensowenig der Euphrat. Wenn der Euphrat nicht wirklich ist, ist's ebensowenig der Feigenbaum und die Blätter und Adam und das Essen von der verbotenen Frucht; und Eva hat nicht gegessen vom Baume, einen Adam hat es nie gegeben. Ist Adam nicht, so sind auch keine Menschen, alles Wirkliche löst sich in Fabel auf, alles wird Allegorie. Nun aber i s t Adam; denn von Adam stammen wir ja alle ab durch die ganze Aufeinanderfolge der Geschlechter, und wir sehen in der großen Zahl der Nachkommen ihn, den Stammvater.


  1. Gen. 2, 6 ff. Nach Philos Vorgange faßte Origenes das Paradies und was über dasselbe in der Genesis berichtet wird, allegorisch. Er meint nämlich, in der ganzen Erzählung der Genesis vom Paradiese wolle nur die Wahrheit ausgesprochen werden, daß die menschliche Seele aus dem Stande oder der Region der reinen Geistigkeit herabgefallen sei in das Reich der Materie und Körperlichkeit, [daher ihm die Ableitung ψυχή von ψύξις , Erkaltung, eigentümlich,] und Paradies wolle nichts anderes bedeuten, als eben jenen Zustand einer Geistigkeit, worin sich die Seele während ihrer Präexistenz befunden. Hieronym. ep. ad. Pam. 61. Dagegen steht das kirchliche Altertum für die wirkliohe Existenz des Paradieses ein, und die in der Genesis angegebenen vier "Flußhäupter" schienen geradezu wie eine Aufforderung, die Lage des Paradieses kennen zu lernen. Unserem Autor ist die Ausdeutung der Flüsse wohl nicht ohne schwere geographische Irrtümer geraten. Er vermengt den Indus mit dem Ganges und läßt ihn in den gaditanischen Ozean sich ergießen usw. Vgl. Haneberg, Vers. einer Geschichte der bibl. Offenbarung. 1870. Seite 15 ff. [W.]. ↩

  2. Die Alten bezeichneten mehrere Länderstriche mit dem Namen Aetbiopien. [W.]. ↩

  3. Jer. 2, 18. ↩

  4. Vgl. Plin. h. n. 1. 6. c. 27. ↩

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