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Works Epiphanius of Salamis (315-403) Ancoratus Der Festgeankerte (BKV)
Brief

93.

Was werden wir nun dazu sagen? Ist Christus nicht ein Mensch gemäß dem Gesagten? Das weiß doch jeder daß wir unentwegt bekennen, daß der Herr, das Wort, Mensch geworden ist und zwar nicht nur der Erscheinung nach, sondern in Wahrheit und Wirklichkeit; auch kam er nicht als ein Mensch, der zur Gottheit fortschritt1 . Denn unter allen Menschen seit Adam konnte keiner uns das Heil bringen, sondern der Gott-Logos, „der Mensch geworden“ ist, damit so unsere Hoffnung nicht auf einen Menschen gerichtet sei, sondern auf einen lebendigen Gott, der wahrhaft Mensch geworden ist. Denn „jeder Hohepriester wird aus Menschen genommen für Menschen bestellt“, wie es in der Schrift heißt2 . Darum hat also der Herr von unserem Fleische seinen Leib genommen, und darum ist das Gottes-Wort Mensch geworden, uns ähnlich, damit er in seiner Gottheit uns das Heil verleihe und in seiner Menschheit für uns Menschen leide, damit er vom Leiden durch seine Leiden uns befreie, den Tod durch seinen Tod töte. Zugerechnet aber wurde das Leiden der Gottheit, obgleich die Gottheit ohne Leiden war. So hat es dem heiligen, leidensunfähigen Worte Gottes, das uns zuliebe Mensch geworden ist, gefallen. Es verhält sich etwa so. Wenn jemand das Kleid, das er anhat, mit einem Blutstropfen besprengt und so befleckt, der Leib dessen, der das Kleid anhat, aber in keiner Weise befleckt wird, so wird dennoch die Makel am Kleide dem zugeschrieben, der das Kleid am Leibe hat. Ähnlich hat Christus im S. 146Fleisch gelitten, nämlich in eben der Menschennatur3 , die das heilige Wort Gottes sich selbst gebildet hat, da es vom Himmel auf die Erde herabstieg. So lehrt es auch der hl. Petrus: „Getötet dem Fleische, aber lebendig gemacht dem Geiste nach“4 , und anderswo: „Da nun Christus für uns gelitten hat im Fleische, waffnet auch ihr euch mit derselben Gesinnung“5 ]. So wird das Blut am Mantel dem Träger zugerechnet; ihm wurde das Leiden des Fleisches der Gottheit zugerechnet6 , obgleich die Gottheit nichts litt, damit die Welt nicht auf einen Menschen ihre Hoffnung setze, sondern auf den Gott-Menschen, indem ja die Gottheit selbst sich das Leiden zurechnen lassen wollte. Auf diese Weise ist die Gottheit, welche ihrer Natur nach leidensunfähig ist, das Heil der Welt geworden, indem das Leiden, welches der Leib erduldet hat, der Gottheit zugerechnet worden ist, die doch selbst nichts erduldet hat. In diesem Sinne ist auch das Wort der Schrift zu verstehen: „Hätten sie ihn erkannt, so würden sie ihn, den Herrn der Herrlichkeit, nicht gekreuzigt haben“7 .


  1. Die Lehre von der προκοπή war ein wichtiger Bestandteil aller irgendwie adoptianisch gedachten Christologien. Sie findet sich bei Theodotus von Byzanz, bei Paul vor Samosata, Lucian, Arius und spielt als Bewährungslehre auch noch in den nestorianischen Streit hinein. ↩

  2. Hebr. 5, 1. ↩

  3. ἐν αὐτῷ φημι τῷ Κυριακῷ ἀνθρώπῳ. Die wörtliche Übersetzung „Herrenmensch“ wird durch den gegenwärtigen Sprachgebrauch verwehrt. ↩

  4. 1 Petr. 3, 18. ↩

  5. Ebd. 4, 1. ↩

  6. Vom Standpnnkt der hypostatischen Union aus ist das Verhältnis wesentlich innerlicher, als dieser Vergleich nahelegt. Darum bemerkt der Herausgeber M. s. gr. 42, 187 D. zu dieser Stelle: Caute et cum discrimine locus est accipiendus. ↩

  7. 1 Kor. 2. 8. ↩

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