Häresien des dritten Abschnittes vom ersten Buche.
S. 205Im dritten Abschnitte des ersten Buches werden weitere dreizehn Häresien behandelt:
34. Die Markosier. Urheber derselben ist ein gewisser Markus, ein Mitschüler des Kolorbasus. Auch er stellte zwei Prinzipe auf und leugnete ebenfalls die Auferstehung der Toten. Er bediente sich verschiedener Zauberkünste, indem er beispielsweise durch gewisse Gesänge eine Flüssigkeit im Becher in eine blaue oder purpurrote verwandelte, wodurch er einfältige Weiber für seinen mystischen Schwindel gewann. Alles will er mit Valentinus auf vierundzwanzig Elemente zurückführen.
35. Die Kolorbasier. Kolorbasus stimmt im ganzen mit den behandelten Häretikern überein, unterscheidet sich jedoch auch wieder von anderen Häresien, besonders von der des Markus und Valentin, indem er die Äonenzeugungen und die Ogdoaden etwas anders erklärt.
36. Die Herakleoniten. Auch sie halten sich an die OgdoadenMythologie, jedoch anders als Markus, Ptolemäus, Valentin und die übrigen. Die Sterbenden behandeln sie ähnlich wie Markus, indem sie Balsam und Wasser über das Haupt derselben ausgießen und zugleich auch gewisse hebräische Worte über das Haupt des zu Sühnenden flüstern.
37. Die Ophiten. Diese ehren und preisen die Schlange und behaupten, dieselbe sei Christus. Deshalb bewahren sie auch eine Schlange in einer Kiste auf.
38. Die Kajaner verwerfen mit den obigen das alte Gesetz und den, der in demselben sprach. Ebenso leugnen sie die Auferstehung des Fleisches. Besonders preisen sie den Kain, indem sie sagen, er sei von höherer S. 206Kraft gewesen. Auch dem Judas erweisen sie göttliche Ehren, ebenso Kοre, Dathan, Abiron und den Sodomitern.
39. Die Sethianer. Diese verehren insbesondere den Seth und behaupten, er sei geboren aus der Reue der Stammutter, welche nach der Tötung des Kain und Abel den reinen Sprößling Seth hervorbrachte, von welchem das ganze Menschengeschlecht abstammte. Auch sie glauben an „Mächte“ und „Gewalten“ und das übrige, was auch die anderen glauben.
40. Die Archontiker führen alles auf mehrere Prinzipien zurück und geben an, daß alles Bestehende von diesen erschaffen sei. Sie geben sich gewissen abscheulichen Gelüsten hin, leugnen die Auferstehung des Fleisches, verwerfen das Alte Testament. Jedoch bedienen sie sich sowohl des Alten als auch des Neuen Testamentes, indem sie einzelne Worte schlau nach ihrem Sinne deuten.
41. Die Kerdonianer, von Kerdon gestiftet, einem Schüler des Herakleon, dessen Irrtümer er übernommen. Zur Zeit des Papstes Hyginus kam er aus Syrien nach Rom und verbreitete dort seine Lehre. Er nimmt zwei entgegengesetzte Prinzipien an, leugnet, daß Christus wahrhaft geboren sei und verwirft die Auferstehung der Toten sowie das Alte Testament.
42. Die Markionisten. Markion stammte aus Pontus und war der Sohn eines Bischofs. Sein Vater stieß ihn wegen der Entehrung einer Jungfrau aus der Kirchengemeinschaft, weshalb er entlief und sich nach Rom begab. Da er dort bei den Kirchenvorstehern sich vergeblich bemühte um Zulassung zur Kirchenbuße, so erhob er sich wider den Glauben. Er stellte also drei Grundprinzipien auf: ein gutes, ein gerechtes und ein böses. Das Neue Testament ist wesentlich verschieden vom Alten und dem, der darin gesprochen. Die Auferstehung des Fleisches leugnet er und erlaubt nicht nur eine Taufe, sondern nach einer Verirrung auch eine S. 207zweite und dritte. Für die im Katechumenat Gestorbenen tauft er andere und gestattet auch den Frauen ohne weiteres, die Taufe zu spenden.
43. Die Lukianisten. Dieser ältere Lukian, nicht jener zweite, der zur Zeit der Regierung des Konstantin lebte, trat ganz in die Fußtapfen des Markion; in einigen Aufstellungen geht er über Markion hinaus.
44. Die Apellejaner. Apelles erklärt wie Markion und Lukian die ganze Schöpfung zusamt ihrem Schöpfer als schlecht. Jedoch stellt er nicht drei Prinzipe auf wie jene, sondern nur eines, und zwar einen obersten namenlosen Gott, der einen zweiten Gott hervorgebracht habe. Dieser nun hätte, da er böse war, die Welt gegründet.
45. Die Severianer. Dieser Severus, ein Schüler des Apelles, verdammt Wein und Rebe gänzlich und weiß zu berichten, daß sie aus dem Satan in Schlangengestalt entstanden sei. Auch das Weib ist nach ihnen das Werk einer bösen Macht1 . Er führt gewisse Namen von Fürsten und Gewaltigen und einige apokryphe Bücher ein. In der Ablehnung der Auferstehung der Toten und des Alten Testamentes stimmt er mit anderen Häresien überein.
46. Die Tatianer. Tatian genoß anfangs den Umgang mit Justin, dem Märtyrer und Heiligen. Aber nach des Märtyrers und Philosophen Tod wurde er durch Markions Lehren verdorben und bekannte sich zu seinen Schülern. Er hat zum Systeme Markions noch einige Punkte hinzugefügt. Er soll aus Mesopotamien gestammt haben.
Das ist der Inhalt des ersten Buches, welches sich in drei Abschnitte teilt und von sechsundvierzig Häresien handelt.
Des Satans, wie das unser Häresiolog im Panarium h. 45, n. 2 ausdrücklich bezeugt: Φάσκουσι δὲ καὶ τὴν γυναῖκα εἶναι ἔργον τοῦ Σατανᾶ. [W.]. ↩
