• Start
  • Werke
  • Einführung Anleitung Mitarbeit Sponsoren / Mitarbeiter Copyrights Kontakt Impressum
Bibliothek der Kirchenväter
Suche
DE EN FR
Werke Johannes Chrysostomus (344-407) De sacerdotio libri 1-6

Übersetzung ausblenden
Treatise concerning the christian priesthood

9.

Chrysostom: But, my admirable and excellent Sir, this is the very reason why I took the precaution of saying that it was a good thing to employ this kind of deceit, not only in war, and in dealing with enemies, but also in peace, and in dealing with our dearest friends. For as a proof that it is beneficial not only to the deceivers, but also to those who are deceived; if you go to any of the physicians and ask them how they relieve their patients from disease, they will tell you that they do not depend upon their professional skill alone, but sometimes conduct the sick to health by availing themselves of deceit, and blending the assistance which they derive from it with their art. For when the waywardness of the patient and the obstinacy of the complaint baffle the counsels of the physicians, it is then necessary to put on the mask of deceit in order that, as on the stage, they may be able to hide what really takes place. But, if you please, I will relate to you one instance of stratagem out of many which I have heard of being contrived by the sons of the healing art. 1 A man was once suddenly attacked by a fever of great severity; the burning heat increased, and the patient rejected the remedies which could have reduced it and craved for a draught of pure wine, passionately entreating all who approached to give it him and enable him to satiate this deadly craving--I say deadly, for if any one had gratified this request he would not only have exasperated the fever, but also have driven the unhappy man frantic. Thereupon, professional skill being baffled, and at the end of its resources and utterly thrown away, stratagem stepped in and displayed its power in the way which I will now relate. For the physician took an earthen cup brought straight out of the furnace, and having steeped it in wine, then drew it out empty, filled it with water, and, having ordered the chamber where the sick man lay to be darkened with curtains that the light might not reveal the trick, he gave it him to drink, pretending that it was filled with undiluted wine. And the man, before he had taken it in his hands, being deceived by the smell, did not wait to examine what was given him, but convinced by the odor, and deceived by the darkness, eagerly gulped down the draught, and being satiated with it immediately shook off the feeling of suffocation and escaped the imminent peril. 2 Do you see the advantage of deceit? And if any one were to reckon up all the tricks of physicians the list would run on to an indefinite length. And not only those who heal the body but those also who attend to the diseases of the soul may be found continually making use of this remedy. Thus the blessed Paul attracted those multitudes of Jews: 3 with this purpose he circumcised Timothy, 4 although he warned the Galatians in his letter 5 that Christ would not profit those who were circumcised. For this cause he submitted to the law, although he reckoned the righteousness which came from the law but loss after receiving the faith in Christ. 6 For great is the value of deceit, provided it be not introduced with a mischievous intention. In fact action of this kind ought not to be called deceit, but rather a kind of good management, cleverness and skill, capable of finding out ways where resources fail, and making up for the defects of the mind. For I would not call Phinees a murderer, although he slew two human beings with one stroke: 7 nor yet Elias after the slaughter of the 100 soldiers, and the captain, 8 and the torrents of blood which he caused to be shed by the destruction of those who sacrificed to devils. 9 For if we were to concede this, and to examine the bare deeds in themselves apart from the intention of the doers, one might if he pleased judge Abraham guilty of child-murder 10 and accuse his grandson 11 and descendant 12 of wickedness and guile. For the one got possession of the birthright, and the other transferred the wealth of the Egyptians to the host of the Israelites. But this is not the case: away with the audacious thought! For we not only acquit them of blame, but also admire them because of these things, since even God commended them for the same. For that man would fairly deserve to be called a deceiver who made an unrighteous use of the practice, not one who did so with a salutary purpose. And often it is necessary to deceive, and to do the greatest benefits by means of this device, whereas he who has gone by a straight course has done great mischief to the person whom he has not deceived.


  1. Literally, "sons of physicians." Compare the expression "sons of the prophets" in the Old Testament. ↩

  2. Clement of Alexandria (Stromata vii.) illustrates the same doctrine of allowable deceit for a useful purpose by a similar reference to the practice of physicians. ↩

  3. Acts xxi. 26. ↩

  4. Ib. xvi. 3. ↩

  5. Gal. v. 2. ↩

  6. Philipp. iii. 7. ↩

  7. Numb. xxv. 7. ↩

  8. 2 Kings i. 9-12. ↩

  9. 1 Kings xviii. 34. ↩

  10. Gen. xxii. 3. ↩

  11. Ib. xxvii. 19. ↩

  12. Exod. xi. 2.  ↩

Übersetzung ausblenden
Über das Priestertum (BKV)

KAPITEL IX.

Mein wundersamer, treuester Freund (erwiderte ich), diesem Einwurf bin ich ja selbst bereits im voraus begegnet, indem ich erklärte, es sei gut, nicht nur im Kriege und gegenüber den persönlichen Feinden, sondern auch im Frieden und gegen die trautesten Freunde sich der List zu bedienen. Um dich belehren zu lassen, daß sie nicht bloß für die heilsam ist, welche sie in Anwendung bringen, sondern auch für die Überlisteten selbst, gehe zu einem der Ärzte hin und erkundige dich, auf welche Weise sie die Kranken von ihren Leiden befreien. Und du wirst von ihnen hören, daß sie sich nicht mit ihrer ärztlichen Kunst allein begnügen, sondern daß sie zuweilen auch zur List greifen und mit deren Hilfe dem Kranken tatsächlich wieder Genesung verschaffen. Wenn nämlich das störrische Wesen des Kranken und zugleich die Heftigkeit des Leidens selbst alle Anordnungen der Ärzte erfolglos macht, dann sind sie genötigt, S. 114 die Maske der Täuschung hervorzuholen, um, wie auf der Bühne, das, was wirklich geschieht, verbergen zu können. Wenn es dir genehm ist, so will ich dir von einem der vielen listigen Kunstgriffe erzählen, welche, wie ich gehört habe, die Ärzte 1 in Anwendung bringen.

Es befiel einmal jemanden ein ungemein heftiges Fieber, die Hitze stieg immer mehr. Der Kranke wies alle Mittel zurück, welche das Feuer hätten löschen können; dagegen begehrte er dringend und anhaltend von allen bei ihm Eintretenden, ihm einen Becher ungemischten Weines zu reichen, damit er seine verderbliche Begierde befriedigen könnte. Wenn ihm jedoch jemand hierin willfährig gewesen wäre, dann hätte dies nicht bloß die Glut noch weiter anfachen, sondern den Unglücklichen sogar der Raserei nahe bringen müssen. Da nun in diesem Falle die Wissenschaft in Verlegenheit war, indem sie kein Mittel mehr zur Verfügung hatte, sich vielmehr vollständig ausgeschaltet 2 sah, trat die List an ihre Stelle und erwies sich so wirksam, wie du sofort von mir hören wirst. Der Arzt nahm nämlich ein irdenes Gefäß, das erst kurz vorher aus dem Brennofen gekommen war, tauchte es in reichlich Wein, zog es dann wieder leer heraus, füllte es mit Wasser, befahl, das Gemach, in welchem der Kranke lag, mit vielen Vorhängen dunkel zu machen, damit nicht etwa das Licht die List verraten würde, und gab dem Kranken schließlich das Gefäß zum Austrinken, als wäre es gefüllt mit ungemischtem Wein. Dieser aber ließ sich, bevor er noch das ihm gereichte Getränk in die Hände nahm, von dem ausströmenden Duft ohne weiteres täuschen und dachte nicht einmal daran, es neugierig zu untersuchen, vielmehr durch den Geruch verführt, durch die Dunkelheit betört, von seiner Begierde hingerissen, schlürfte er den Trank hinunter mit heißem Verlangen. Kaum hatte er seine Gier gestillt, da schüttelte er alsbald das Fieber von sich und entging so der drohenden Gefahr. Siehst du nun den Nutzen ein, welchen die Täuschung im Gefolge hat? S. 115 Wollte jedoch jemand alle listigen Kunstgriffe der Ärzte aufzählen, seine Rede würde an Länge sich ins Unendliche verlieren.

Es ist aber leicht zu beobachten, wie nicht nur die Ärzte des Leibes, sondern auch die, welche sich um die geistigen Krankheiten zu sorgen haben, sich fortwährend dieses Heilmittels bedienen. Dadurch hat der selige Paulus viele Tausende unter den Juden gewonnen3; in dieser Absicht hat er den Timotheus beschnitten4, während er den Galatern schrieb, daß Christus denen gar nichts nütze, die sich beschneiden ließen5. Deshalb unterwarf er sich dem Gesetze6, obwohl er seit dem Glauben an Christus die aus dem Gesetze kommende Gerechtigkeit als einen Schaden erachtete7. Die List ist also eine gewaltige Macht; nur darf sie nicht in boshafter Absicht zur Anwendung kommen; oder vielmehr, man sollte ein solches Verfahren gar nicht List 8 nennen, sondern in gewissem Sinne Berechnung, Klugheit, Kunst 9, die geeignet ist, in mißlichen Lagen gar oft den richtigen Weg zu finden und Fehler der Seele zu bessern. So möchte ich nicht einmal den Phinees als Mörder bezeichnen, obwohl er mit einem Schlage zwei Menschen tötete10, ebenso wenig den Elias wegen jener hundert Soldaten und ihrer Führer 11 und wegen des anderen großen Blutvergießens, das er anrichtete, als er die Opferpriester der Dämonen hinschlachten ließ 12. S. 116 Wollten wir nämlich das Gegenteil zugeben und jede Tat für sich allein, losgelöst von der Absicht des Handelnden, beurteilen, dann könnte man auch den Abraham der Tötung seines Sohnes beschuldigen, sowie seinen Enkel 13 und späteren Nachkommen 14 verbrecherischer und arglistiger Handlungsweise zeihen. Auf solchem Wege bemächtigte sich der eine der Vorrechte der natürlichen Erstgeburt 15 und brachte der andere den Reichtum der Ägypter in den Besitz des israelitischen Heeres 16. Aber so verhält es sich nicht, nein, keineswegs! Hinweg mit solch verwegenem Urteil! 17 Nicht nur sprechen wir jene von Schuld frei, wir bewundern sie sogar wegen ihres Verhaltens. Hat doch auch Gott der Herr sie deshalb des Lobes für würdig erachtet. Denn nur derjenige verdient mit Recht ein Betrüger 18 genannt zu werden, der die augenblickliche Lage in ungerechter Absicht ausnützt 19. Dagegen erweist es sich oftmals als notwendig, zu täuschen 20, um durch einen solchen Kunstgriff 21 die größten Vorteile zu erlangen. Wer aber stets auf geradem Wege 22 sein Ziel zu erreichen suchte, hat sicherlich schon denen großen Schaden zugefügt, die er zu überlisten unterließ.S. 117


  1. „ίατρϖν παῑδες“ ist nur eine Periphrase für „ἰατροỉ“ ↩

  2. In einigen Ausgaben ist „ẻκβεβημένης“ zu lesen statt „ẻκβεβλημένης“. ↩

  3. Apg. 21, 20 ff. ↩

  4. Ebd. 16, 3 ↩

  5. Gal. 5, 2. ↩

  6. 1 Kor. 9, 20. ↩

  7. Phil. 3, 7—9. ↩

  8. „ἀπάτη“. ↩

  9. „οὶκονομίαν τινὰ καὶ σοφίαν καὶ τέχνην“. Der Gedanke, eine List, die einen guten Zweck verfolgt, nicht „ἀπάτη“, sondern mit „οἰκονομία“ oder einem anderen Epitheton ornans zu be­nennen, was II, 1 wiederkehrt, stammt aus Platos Dialog über den Staat und wird noch von verschiedenen griechischen Sophisten und Rhetoren propagiert. Siehe hierzu Neander I³, S. 93; Cognet, S. 26. ↩

  10. Num. 25, 7. 8. ↩

  11. 4 Kön. 1, 9—12. ↩

  12. 3 Kön. 18, 40. ↩

  13. Jakob. ↩

  14. Moses. ↩

  15. Gen. 27, 19 ff, ↩

  16. Exod. 11, 2 und 12, 35. 36. ↩

  17. „'Αλλ' οὺκ ἒστι ταῦτα, οὐκ ἒστιν. ἄπαγε τῆς τόλμης.“ ↩

  18. ἀπατεὠν ↩

  19. „ὁ τῷ πράγματι κεχρημένος ἀδίκως“ ↩

  20. „ἀπατῆσαι“ ↩

  21. „διὰ ταὺτης τῆς τέχνης“ ↩

  22. „ἐξ εὐθεὶας“. ↩

  Drucken   Fehler melden
  • Text anzeigen
  • Bibliographische Angabe
  • Scans dieser Version
Übersetzungen dieses Werks
Traité du Sacerdoce vergleichen
Treatise concerning the christian priesthood
Über das Priestertum (BKV)
Kommentare zu diesem Werk
Einleitung Über das Priestertum
Introduction to the treatise on the priesthood

Inhaltsangabe

Theologische Fakultät, Patristik und Geschichte der alten Kirche
Miséricorde, Av. Europe 20, CH 1700 Fribourg

© 2025 Gregor Emmenegger
Impressum
Datenschutzerklärung