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Werke Johannes Chrysostomus (344-407) De sacerdotio libri 1-6

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Über das Priestertum (BKV)

KAPITEL XIII.

Wundere dich nicht, wenn ich außer einer so weitgehenden Stärke noch eine andere Probe einer mannhaften Seele verlange. Denn köstliche Speisen und Getränke und ein weiches Lager zu verachten, ist für viele, wie wir sehen, gar keine Beschwerde, zumal für Leute von mehr bäuerlicher Lebensweise, die von frühester Jugend an dazu erzogen worden sind, sowie für manche andere, deren Körperbeschaffenheit und Gewöhnung ihnen die Härte bei jenen Kasteiungen leicht macht. Aber übermütige und boshafte Behandlung, unverschämte Reden, Verhöhnungen seitens niedriger Stehenden, mögen sie im alltäglichen Leben oder vor Gericht geschehen, Vorwürfe, teils unüberlegte, teils grundlose, die von Vorgesetzten und Untergebenen erhoben werden, sie zu ertragen, vermögen nicht viele, sondern höchstens der eine und der andere. Ja, man kann die Beobachtung machen, daß manche, die bei jenen körperlichen Abtötungen Stärke bewiesen, auf die letzteren Vorfälle hin in eine solche Aufregung gerieten, daß sie sich heftiger gebärdeten als die wildesten Tiere.

Solche Männer sollen wir ganz besonders von der Schwelle des Priestertums fernhalten. Denn wenn der Bischof in bezug auf Enthaltsamkeit von Speisen sich S. 157 nicht wehe tut und nicht barfuß einhergeht, so wird das dem Gesamtwohl der Kirchengemeinde keinen Schaden bringen. Ein heftiges Gemüt jedoch stürzt sowohl den damit Behafteten wie seine ganze Umgebung in das größte Unglück, Desgleichen ist wider die, welche jene körperlichen Übungen unterlassen, keine Drohung von Gott ausgesprochen; dagegen ist schon denen, die nur leichthin in Zorn geraten, mit der Hölle und dem höllischen Feuer gedroht 1 . Wie also derjenige, der nach eitlem Ruhme geizt, dann, wann er über viele die Herrschaft erlangt hat, seinem Feuer um so reichlicheren Brennstoff zuführt, so wird auch der, welcher nicht einmal für sich allein oder im Umgange mit wenigen Menschen seinen Zorn zu meistern vermag, sondern leicht sich aufregen läßt, dann, wann ihm die Vorsteherschaft über eine ganze Gemeinde übertragen worden, wie ein von allen Seiten und von Tausenden gereiztes Tier, einerseits für sich selbst niemals Ruhe finden, anderseits über die ihm Anvertrauten unendliches Unheil bringen.


  1. Vgl. Matth. 5, 22. ↩

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Treatise concerning the christian priesthood

13.

And do not be surprised if, in connexion with such endurance, I seek another test of fortitude in the soul. For to be indifferent to food and drink and a soft bed, we see is to many no hard task, especially at least to such as are of a rough habit of life and have been brought up in this way from early youth, and to many others also; bodily discipline and custom softening the severity of these laborious practices: but insult, and abuse, and coarse language, and gibes from inferiors, whether wantonly or justly uttered, and rebukes vainly and idly spoken both by rulers and the ruled--this is what few can bear, in fact only one or two here and there; and one may see men, who are strong in the former exercises, so completely upset by these things, as to become more furious than the most savage beasts. Now such men especially we should exclude from the precincts of the priesthood. For if a prelate did not loathe food, or go barefoot, no harm would be done to the common interests of the Church; but a furious temper causes great disasters both to him who possesses it, and to his neighbours. And there is no divine threat against those who fail to do the things referred to, but hell and hell-fire are threatened against those who are angry without a cause. 1 As then the lover of vainglory, when he takes upon him the government of numbers, supplies additional fuel to the fire, so he who by himself, or in the company of a few, is unable to control his anger, but readily carried away by it, should he be entrusted with the direction of a whole multitude, like some wild beast goaded on all sides by countless tormentors, would never be able to live in tranquillity himself, and would cause incalculable mischief to those who have been committed to his charge.


  1. Matt. v. 22. ↩

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Treatise concerning the christian priesthood
Über das Priestertum (BKV)
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Einleitung Über das Priestertum
Introduction to the treatise on the priesthood

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